Kassels Oberbürgermeister verteidigt Documenta  |  | Documenta und ihr Kuratorenteam Ruangrupa sieht sich Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt | |
Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle hat Stellung zu den aktuellen Antisemitismus-Vorwürfen gegen die in diesem Jahr stattfindende 15. Ausgabe der Documenta genommen. Diese seien nicht gerechtfertigt, sie schränkten vielmehr die künstlerische Freiheit ein, die die Grundlage für die Durchführung der Kunstschau sei. Die Documenta habe seit dem Jahr 2002 zunehmend die Vermittlung internationaler künstlerischer Positionen in den Blick genommen. Als man das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa mit der Organisation für 2022 betraute, habe man die Kunstszene bewusst für die Hinterfragung von Machtverhältnissen und dekolonialen Ansätzen geöffnet und sei mit dieser Herausforderung auf positive Resonanz gestoßen. Gleichzeitig sei man sich aber einig, so Geselle, der Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH ist, dass dies nicht zur Überschreitung roter Linien führen dürfe. In diesem Zusammenhang habe sich Ruangrupa für die kommende Documenta klar und deutlich gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus, gewaltbereiten religiösen Fundamentalismus sowie jede Art von Diskriminierung positioniert.
Dem diesjährigen Kuratorenteam Ruangrupa wird vorgeworfen, Teilnehmer mit Bezug zur israelkritischen Kampagne „Boycott, Divestment, Sanctions“ zur Documenta eingeladen zu haben. Das fragliche palästinensische Kollektiv „The Question of Funding“ nutzt ein Kulturzentrum, das nach Khalil al-Sakakini benannt ist, einem arabischen Nationalisten und Sympathisanten des nationalsozialistischen Gedankenguts. Auch den Kunstschaffenden Marwa Arsanios, Jumana Emil Abboud und Yasmine Eid-Sabbagh, den Angehörigen des Documenta-Beirats Amar Kanwar und Charles Esche, Direktor des Van Abbemuseum in Eindhoven, sowie Mitgliedern der Findungskommission und des Kollektivs Ruangrupa wird die Unterstützung des Israel-Boykotts unterstellt. Laut Christian Geselle habe es die Überschreitung der roten Linien nicht gegeben. Daher dürfe es einen Eingriff in die künstlerische Freiheit nicht geben. Diese Meinung werde auch von renommierten Dritten in dieser nicht sachlich vom Zaun gebrochenen und aufgeheizten Debatte geteilt. |