Bettina Pousttchi in Remagen  |  | Bettina Pousttchi, Vertical Highways, 2019-2021 | |
Als Auftaktausstellung für das aktuelle Jahresthema „Wegweiserinnen“ hat das Arp Museum in Remagen das Schaffen von Bettina Pousttchi ausgewählt und präsentiert zwischen Skulptur, Video und Fotografie angesiedelte Werke aus den letzten sieben Jahren. Für die Schau stelle sich die Frage nach „Orientierung in unerwarteten und neuen Zusammenhängen“, so die Kuratorinnen Jutta Mattern und Sylvie Kyeck. Dabei verweist der Ausstellungstitel „Fluidity“ auf die wandelbare und fließende Form der Werke Pousttchis. So trifft der Besucher auf alltägliche Gegenstände aus dem Stadtraum, darunter auf Baumschutzbügel, Straßenpfosten oder Leitplanken, die die 1971 in Mainz geborene Künstlerin deformiert, mit Farbe überzieht oder auf Hochglanz poliert. Der Modifikationsprozess transformiert die Gegenstände, ohne die sichtbaren Zeichen ihrer ursprünglichen Nutzung vollkommen auszulöschen.
Für ihre zwischen 2019 und 2021 geschaffenen „Vertikal Highways“ hat Bettina Pousttchi Leitplanken hergenommen, sie zugeschnittenen und verformt und verschiedenfarbig gefasst. Die einst statischen horizontalen Metallplanken streben nun in die Vertikale. Da mehrere Segmente zusammengeführt und verdreht sind, entwickelt sich die Assoziation von abstrakten Wesen mit Beinen, die durch den Ausstellungraum schreiten. Sie seien ein Beispiel für Pousttchis „innovative und häufig dynamische Ästhetik“, erklären Mattern und Kyeck. Waren es ursprünglich industriell gefertigte Objekte, die eine Ordnung im öffentlichen Raum herstellten, sind sie nun durch ihre Verlebendigung individualisiert. Dauerhaft bleibt dem Arp Museum Pousttchis Arbeit „Marianne“ von 2015 erhalten, die im Zuge der Schau unterhalb der Unkelsteinbrücke in Oberwinter aufgestellt wurde. Für das Werk, das Teil der Serie „Squeezers“ ist, hat Pousttchi metallene Pflöcke zu sich umarmenden Gruppen aus zwei oder drei Elementen zusammengefügt. Einblick in die Serie „Frameworks“ bieten die mehrteiligen Reliefs mit orientalisch anmutenden Mustern als quadratische Elemente aus gebranntem und glasiertem Ton. Mit dem Medium der Fotografie arbeitete Pousttchi in ihrer Werkgruppe „Drive Thru“ und lichtete dafür Fahrbanen mit den Markierungen ab.
Bettina Pousttchi studierte zunächst an der Université de Paris, bevor es sie 1992 nach Köln und Bochum zum Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Filmtheorie zog. Gleichzeitig nahm sie dann schon 1995 eine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rosemarie Trockel und Gerhard Merz auf, die sie 1999 abschloss. Die Arbeiten der Künstlerin wurden unter anderem in der Bundeskunsthalle in Bonn, im Museo Nivola in Orani, in der Phillips Collection in Washington D.C., der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main oder im Rotterdamer Center for Visual Arts gezeigt.
Die Ausstellung „Bettina Pousttchi. Fluidity“ ist bis zum 12. Juni zu sehen. Das Arp Museum hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr unter Einhaltung der 2G-Regel geöffnet. Der Eintritt beträgt 11 Euro, ermäßigt 9 Euro.
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
D-53424 Remagen
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