Karl Clauss Dietel gestorben  |  | Karl Clauss Dietel 2021 in der Ausstellung „simson, diamant, erika“ | |
Der deutsche Designer Karl Clauss Dietel ist tot. Der Produktgestalter verstarb Anfang des Jahres in seiner Wahlheimatstadt Chemnitz mit 97 Jahren. „Wir haben einen der großen und prägenden deutschen Formgestalter und Designer verloren“, so Frédéric Bußmann, Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz. „Er hat durch seine vielen Ideen, die in der offenen Form der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen verschrieben waren, und durch seine Realisierungen ganz unterschiedlicher Objekte wie Autos, Fahrräder, Schreibmaschinen, Computer oder Stereoanlagen nicht nur die deutsche Designgeschichte maßgeblich mitgeprägt, sondern auch den Alltag vieler Menschen im Osten Deutschlands ästhetisch verfeinert und praktisch bereichert.“
Dietel war einer der einflussreichsten und prägendsten Entwerfer der DDR. Zahlreiche Design-Klassiker der Nachkriegszeit entsprangen seiner Feder, so etwa der Grundentwurf zum „Wartburg 353“, die Konzepte der legendären Schreibmaschine „Erika“ und des Kugellautsprechers für das „Heliradio“. Vor allem durch seine Arbeitsweise nach dem „Offenen Prinzip“, das die technische Aspekte der Geräte, ihre einfache nachhaltige Austauschbarkeit und die Vorlieben der Nutzer zu vereinen suchte, wurde Karl Clauss Dietel zu einer festen Größe im deutschen Design.
Karl Clauss Dietel wurde 1934 in der Nähe von Zwickau geboren, wo er zwischen 1953 und 1956 an der Ingenieurschule für Kraftfahrzeugbau studierte. Danach schrieb er sich an die Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee ein. Nach dem Erfolg seines Wartburg-Entwurfs in den frühen 1960er Jahren nahm er verschiedene Lehraufträge war, unter anderem an der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Von 1970 bis 1974 war Dietel Vorsitzender der Sektion Formgestaltung/Kunsthandwerk des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Dennoch wurde Dietel jahrelang systematisch vom Ministerium für Staatssicherheit überwacht.
Bis 1990 war er Professor und Direktor an der Fachschule für angewandte Kunst in Schneeberg, von da an arbeitete Dietel als freischaffender Entwerfer und realisierte etwa Bauten des Volkswagen-Konzerns in Bratislava und Sachsen. 2014 ehrte ihn das Bundeswirtschaftsministerium als ersten ostdeutschen Entwerfer mit dem renommierten Bundesdesignpreis für sein Lebenswerk. 2019 kam sein Vorlass mit Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Chemnitz in das Eigentum der Kunstsammlungen Chemnitz, die im vergangenen Jahr die Ausstellung „simson, diamant, erika. Formgestaltung von Karl Clauss Dietel“ präsentierten. |