Georgia O’Keeffes Naturinterpretationen in Basel  |  | Georgia O’Keeffe, Jimson Weed / White Flower No.1, 1932 | |
Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel eröffnet ihr 25jähriges Jubiläum in diesem Jahr mit einer Retrospektive zur Georgia O’Keeffe. Die Schau versammelt insgesamt 85 Ölgemälde, Zeichnungen und Aquarelle der amerikanischen Malerin der Moderne, von ihren frühen Abstraktionen bis hin zu ihren charakteristischen Blumen- und Landschaftsdarstellungen, die sie in ihrer späteren Heimat New Mexico schuf. Der Großteil der Exponate stammt aus privaten und musealen Sammlungen der USA und bietet damit eine seltene Gelegenheit, das knapp 60 Jahre umfassende Schaffen der Künstlerin in Europa zu entdecken. Kuratorin Theodora Vischer möchte mit ihrem Rückblick O’Keeffes revolutionäre Art des Sehens und dessen Umsetzung in teils abstrakte, teils bis ins Detail realistische Annäherungen an die Natur präsentieren.
1887 geboren, arbeitete Georgia O’Keeffe schon während ihres Kunststudiums zwischen 1905 bis 1915 als Werbegrafikerin. Anschließend unterrichtete sie am Columbia College in South Carolina und am Texas State Normal College in Canyon. Die Ausstellung eröffnet mit damals entstandenen Kohlezeichnungen wie „Early Abstraction“ von 1915 und farbenfrohen, kleinformatigen Aquarellen. 1916 lernte die junge Künstlerin den Fotografen Alfred Stieglitz kennen, der einige ihrer Werke in seiner Galerie „291“ ausstellte und sie in die Kunstszene einführte. Er sollte zu einem ihrer wichtigsten Förderer werden; 1924 heiratete das Paar. Durch die Unterstützung Stieglitz’ konnte O’Keeffe 1918 ihre Lehrtätigkeit aufgeben und sich in New York ganz ihrer Malerei widmen.
Neben fantastischen Arbeiten, wie der an einen Apfel erinnernden Komposition „Series I, Nr. 8“, fertigte sie damals auch gegenständliche Werke. Ihre Motive fand die Malerin in der Natur und der Landschaft, zum Beispiel auf dem Ferienwohnsitz der Familie Stieglitz am Lake George im Bundesstaat New York. In ihren monumentalen „Blumenporträts“, unter anderem von feuerrot lodernden Schlünden zweier Mohnblumen in „Oriental Poppies“ von 1927, schimmert der Einfluss der „Straight Photography“ und das technische Interesse fürs Detail durch. O’Keefe bildet die Pflanzen jedoch nicht sachlich nüchtern ab, sondern gestaltet durch ungewöhnliche Einblicke sensible, gleichwohl überwältigende Kompositionen.
1929 besuchte das Ehepaar Stieglitz zum ersten Mal New Mexico im Südwesten der USA, wohin O’Keeffe nach dem Tod ihres Mannes 1946 ihren Wohnsitz verlegte. Neben der Natur fanden auch die dortige Backsteinbauten oder mit „Gray Cross with Blue“ Büßerkreuze einer Laienbruderschaft Aufnahme in ihre Gemälde. „Pelvis with the Distance“ von 1943, die Nahsicht auf einen Beckenknochen vor blauem Horizont, erinnert an die traumähnlichen Kompositionen Salvador Dalís und gehört zu einer Reihe von Werken, in denen O’Keeffe Tierknochen abbildete, die sie in der Wüste fand. Düsterer sind dagegen ihre Ansichten „Black Place I-IV“ und „Black Place I-III“ der zerklüfteten Berge von 1944, die sie unter dem Eindruck des Kriegsgeschehens mit dunkler Palette aus der Vogelperspektive festhielt.
Die Ausstellung „Georgia O’Keeffe“ läuft bis zum 22. Mai. Die Fondation Beyeler ist täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 25 Franken, ermäßigt 20 Franken. Die Schau entstand in Kooperation mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemiza in Madrid, dem Centre Pompidou in Paris und dem Georgia O’Keeffe Museum in Santa Fe. Begleitend zur Präsentation erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag zu 62,50 Franken.
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen
Telefon: +41 (0)61 – 645 97 00 |