Bayern ehrt Eugen Gomringer  |  | Eugen Gomringer hat hohe bayerische Ehrung erhalten | |
Der Freistaat Bayern würdigt Eugen Gomringer, der als Begründer der Konkreten Poesie gilt, mit der Auszeichnung „Pro meritis scientiae et litterarum“. Der 97 Jahre alte Schriftsteller, der im oberfränkischen Rehau lebt, erhält die undotierte Ehrung für seine „großen Verdienste mit besonderer Betonung des Brückenschlags zwischen Kunst und Wissenschaft, der dem Schriftsteller und Künstler, Herausgeber, Kunstsammler, Werbetexter, Institutsgründer und Hochschullehrer im Laufe seines Lebens in besonderer Weise gelungen ist“, so die Begründung. Bernd Sibler, Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister, erklärte in seiner Laudatio: „Sie haben mit der Konkreten Poesie Literaturgeschichte geschrieben. Ihre ‚Konstellationen‘ sind aus dem Kanon der modernen Lyrik nicht mehr wegzudenken. Seit über 70 Jahren setzen Sie sich für die Ästhetik und Vermittlung der Konkreten Lyrik wie der Konstruktiven Kunst ein.“ Gomringers Technik der „Konstellationen“ sind Kombinationen mit einem übersichtlichen Wort- oder Lautmaterial.
Eugen Gomringer kam 1925 als Sohn eines Schweizers und einer Bolivianerin in Bolivien zur Welt und wuchs bei seinen Großeltern in der Schweiz auf. Er war Sekretär des Malers Max Bill an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, begründete die Zeitschrift „Spirale“ und die „gomringer press“, gab die Buchreihe „konkrete poesie – poesia concreta“ heraus, war Leiter des Schweizer Werkbundes, Kulturbeauftragter der Firma Rosenthal in Selb, Werbetexter der Schweizer Warenhauskette ABM und 13 Jahre lang Professor für Theorie der Ästhetik an der Kunstakademie in Düsseldorf. Des Weiteren schrieb er mehrere theoretische Arbeiten zur Konkreten Kunst. In seinem Wohnort Rehau baute er gemeinsam mit seiner 2020 verstorbenen Frau Nortrud Gomringer ein Archiv und eine umfängliche Sammlungen auf, sodass dort das „institut für konstruktive kunst und konkrete poesie“ (ikkp) entstehen konnte. Das ikkp ist ein international renommiertes Zentrum Konkret-Konstruktiver Kunst. Gomringers private Kunstsammlung bildete den Grundstock des Museums für Konkrete Kunst in Ingolstadt und führte damit zu seiner Gründung.
Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zeichnet mit dem Bronzerelief „Pro meritis scientiae et litterarum“ seit 2000 Persönlichkeiten aus, die sich um das Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst verdient gemacht haben. Ziel der Ehrung ist es zudem, Kultur als Einheit zu begreifen: Wissenschaft und Kunst sollen als zwei Seiten derselben Medaille wahrgenommen werden. Pro Jahr werden grundsätzlich nur bis zu acht Auszeichnungen vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Bildhauer Alf Lechner, die Kinderbuchautorin Ellis Kaut, der Virologe Volker ter Meulen, die Regisseurin Doris Dörrie, der Autor und Schauspieler Loriot oder der Kunsthistoriker Peter Diemer. |