Trier restituiert „Eisläufer“  |  | Adam van Breen zugeschrieben, Eisläufer, um 1610 | |
Das Stadtmuseum Simeonstift in Trier hat ein Gemälde wohl aus der Hand Adam van Breens an die Erbin des rechtmäßigen Besitzers zurückgegeben. Die Tafel aus dem frühen 17. Jahrhundert, die die winterlichen Freuden des Eislaufens und Schlittenfahrens vor einer niederländischen Stadt wiedergibt, stammt aus der Sammlung Jacques Goudstikkers. Seiner Nachfahrin Marei von Saher wurde das Werk gestern überreicht. Für die Museumsdirektorin Elisabeth Dühr handelt es sich bei der Rückgabe um eine Selbstverständlichkeit, denn man respektiere die Washingtoner Erklärung – eine rechtlich nicht bindende Erklärung, die die Restitution von Raubgut an die Vorkriegseigentümer oder Erben vorsieht.
Der jüdische Kunsthändler Jacques Goudstikker besaß in Amsterdam eine berühmte Galerie, die vor dem Zweiten Weltkrieg einen Bestand von mehr als 1.000 Kunstwerken umfasste. Als er für sich und seine Familie ein Visum in die USA ergattert hatte, floh er 1940 über den Ärmelkanal, musste seine Sammlung allerdings zurücklassen. Mit sich nahm er lediglich ein Ringbuch, in dem alle Kunstwerke verzeichnet waren. Bei seiner Emigration starb Goudstikker noch auf hoher See, als er auf dem wegen des Kriegs abgedunkelten Schiff eine Luke herabstürzte. Die verwaisten Kunstobjekte riss Hermann Göring an sich, der Teile der Sammlung äußerst gewinnbringend versteigerte. So gelangten die „Eisläufer“ an den Industriemanager und Kunstsammler Martin Schunck, der das Gemälde 1987 dem Trierer Stadtmuseum vermachte. Mithilfe eines Provenienzforschers und der Lostart-Datenbank wurde die Geschichte des Bildes offenkundig.
Das Goudstikker Art Research Project setzt sich für die Auffindung der geraubten Werke ein und sucht heute noch 836 verschollene Bilder aus dem Besitz des Kunsthändlers. Erst im letzten Jahr tauchten ein Blumenstillleben Philippe Rousseaus in Süddeutschland und eine Madonna im Rheinland, gemalt vom Flamen Petrus Christus, bei einer Versteigerung auf. Mitarbeiter bei den Auktionshäusern Hargesheimer in Düsseldorf und Döbritz in Frankfurt machten ebenfalls auf Werke aus dem Goulstikker-Bestand aufmerksam. |