In Wuppertal sucht Hans-Christian Schink neue Freundschaften In seiner neuen Ausstellungsreihe „Freundschaftsanfrage“ lädt das Von der Heydt-Museum in Wuppertal junge Künstlerinnen und Künstler ein, mit seinem hochkarätigen Fundus zu arbeiten. Den Auftakt macht nun der Fotograf Hans-Christian Schink, der mit seinen Bildern vertraute Blicke auf den Bestand hinterfragt und ihn auf seine Aktualität hin überprüft. Eine zentrale Rolle in der ab 1902 aufgebauten Museumssammlung spielt die Landschaft, die sich im 19. Jahrhundert zu wichtigsten Gattung in der Malerei entwickelte. Eine formale Strenge und die Poesie der Schöpfung kennzeichnen Schinks Œuvre, wobei er in erster Linie die jeweils spezielle Atmosphäre einzufangen versucht. Hieraus ergeben sich zahlreiche Parallelen zum Sammlungsbestand, etwa bei den Kompositionsstrukturen, Formaten oder der Illustration einzelner Sujets.
Edvard Munchs 1906 entstandenes Gemälde von der „Schneeschmelze bei Elgersburg“ arrivierte dabei für Hans-Christian Schink zu einem Schlüsselwerk. Auf die Balance zwischen Realität und Abstraktion antwortet der Fotograf mit einem ebenso gerüstähnlich und schweigsam angelegten Motiv, was die Festigkeit in Munchs Gemälde überdeutlich offenbart. Diesem Auftakt schließen sich streifige Landschaften von Ferdinand Hodler an, denen Aufnahmen planer Erdstreifen an Hängen von Lärmschutzwällen oder kraftvolle Bürolandschaften gegenüberstehen. Die von Beate Eickhoff zusammen mit dem Künstler kuratierte Schau vereint mehrere Fotoserien mit insgesamt 93 Aufnahmen, denen 33 Landschaften des 19. Jahrhunderts dialogisch zur Seiten stehen, darunter Gemälde von Caspar David Friedrich, Paul Cézanne oder Vincent van Gogh.
Italienische Piniengruppen von Oswald Achenbach oder eine Tiber-Landschaft von Heinrich Bürkel sehen sich Schinks eindrucksvoller Serie vom antiken Aquädukt der Aqua Claudia gegenüber, immer menschenleer und bei diffuser Beleuchtung. Von deutlich dominanter Sachlichkeit und Sensibilität zeugen seine weiten Landschaften in Mecklenburg-Vorpommern aus der Serie „Hinterland“. Wie die französische Landschaftsmalerei wirft sie die Frage auf, was man eigentlich abbilden sollte, was sich die Künstler dabei gedacht haben und was die jeweiligen Genres zu leisten in der Lage sind. In einer Fotoreihe des tropischen Regenwalds von Vietnam aus dem Jahr 2005 geht Schink dem zerstörerischen Einfluss des Menschen nach und hat sie in ein Wechselspiel mit Bildern des deutschen und französischen Naturalismus eingebaut. Neu sind Schinks fast abstrakte Unterwasserlandschaften, die ähnlich wie Claude Monets „Blick aufs Meer“ von 1888 fast undurchdringliche Tiefen evozieren.
Die Ausstellung „Hans-Christian Schink. Freundschaftsanfrage No 1“ ist bis zum 10. Juli zu sehen. Das Von der Heydt-Museum hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog in der Reihe „Freundschaftsanfrage“ für 12 Euro erschienen.
Von der Heydt-Museum Wuppertal
Turmhof 8
D-42103 Wuppertal
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