Binding-Kulturpreis für Anne Imhof Anne Imhof erhält heuer den Binding-Kulturpreis. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird der Performance-Künstlerin am 2. Juli in der Frankfurter Paulskirche überreicht. „Mit Anne Imhof zeichnen wir eine anerkannte Künstlerin aus, die mit ihrer Gegenwartskunst international für Aufsehen sorgt, unsere Kunstwelt bereichert und zugleich mit der Rhein-Main-Region eng verbunden ist“, so Bergit Gräfin Douglas, Vorsitzende des Stiftungsvorstands der Binding-Kulturstiftung, die den Preis seit 1996 vergibt. Imhof werde für ein künstlerisches Tun geehrt, das mit seinen kollaborativ erarbeiteten Performances ein Mediengrenzen auflösendes neues Format aus Tanz, Sound- und Rauminstallation geschaffen habe. Weiter heißt es in der Begründung: „Thematisch kreisen die Performances um Momente von Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. Imhof denkt sie als dezentrale Konstellationen, bei denen die Bewegungen des Publikums Teil des Ganzen sind. Ihre Nähe zur Punk-, Club- und Mode-Welt ist dabei deutlich erkennbar.“
„Über die Auszeichnung mit dem Binding-Kulturpreis als einem der renommiertesten Kunstpreise Deutschlands und die damit verbundene Wertschätzung meiner Arbeit freue ich mich sehr“, erklärte die 1978 in Gießen geborene Künstlerin. Innerhalb weniger Jahre sei ihr ein rasanter Aufstieg in der internationalen Kunstwelt gelungen. Hatte Anne Imhof zunächst einzelne Ausstellungsräume zur einer Gesamtkomposition gestaltet, so transformiert sie inzwischen ganze Ausstellungshäuser. Nach einer Personale 2013 im Frankfurter Portikus bekam sie 2015 für ihre Installation „Rage“ den Preis der Berliner Nationalgalerie und war mit „Deal“ im New Yorker MoMA PS1 vertreten. Auf der Venedig-Biennale 2017 erhielt der Deutsche Pavillon mit Imhofs Performance „Faust“ den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag.
2019 folgte ihre Einzelausstellung „Sex“ in der Tate Gallery of Modern Art in London und 2021 „Natures Mortes“ im Palais de Tokyo in Paris, wo sie zum Setting ihrer Performances auch Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler als Teil ihrer labyrinthartigen Gesamtinstallation werden ließ. Wenn keine Performances stattfinden, zeugen Relikte davon. Diese Relikte versteht Anne Imhof als eigenständige Arbeiten, wie etwa eine Passage aus mit Graffiti besprühten Fensterscheiben, eine aus Haltestangen, Podesten und Lautsprechern arrangierte Komposition oder Leinwände mit Malerei.
Der Binding-Kulturpreis wird seit über 25 Jahren von der gleichnamigen Stiftung des Frankfurter Brauhauses Binding getragen und gehört zu den am höchsten dotierten kulturellen Auszeichnungen im deutschen Raum, der an Künstler*innen und Kultureinrichtungen der Stadt Frankfurt oder des Rhein-Main-Gebiets verliehen wird. Ausschlaggebend ist hierbei, dass ihr Schaffen und Wirken über die Region hinaus Aufmerksamkeit und Anerkennung findet. Erster Preisträger war 1996 das Ensemble Modern. Darauf folgten unter anderem der Künstler Thomas Bayrle, die Museumsdirektoren Kasper König und Max Hollein, der Frankfurter Cäcilien-Chor, mit Karl Otto Götz, Heinz Kreutz, Otto Greis und Bernard Schultze die Maler der Gruppe „Quadriga“, das Literaturhaus Frankfurt e.V., der Mundart-Künstler Michael Quast, das Jazz-Duo Heinz Sauer und Michael Wollny, die Kinothek Asta Nielsen oder der Frankfurter Kunstverein. |