George Grosz’ nachhaltige Wirkung in Jena  |  | Plakat zur Ausstellung „Follow George Grosz“ in der Kunstsammlung Jena | |
Die Kunstsammlung Jena präsentiert in der Schau „Follow George Grosz“ das Schaffen des deutsch-amerikanischen Künstlers und blickt zugleich auf seine Wirkung in nachfolgenden Künstlergenerationen. Der bekannte Maler, Grafiker und Karikaturist zählt im Hinblick auf seine drastischen und entlarvenden Gesellschaftsbeschreibungen bis heute zu den politisch ambitioniertesten Künstlern des 20. Jahrhunderts, so die Kuratoren Annette Vogel und Erik Stephan. Die Ausstellung mit mehr als 120 Werken auf Papier von Grosz legt einen Fokus auf die gesellschaftspolitischen und sozialkritischen Stellungnahmen des Künstlers zwischen zwei Weltkriegen, ergänzt um Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern wie Micha Brendel, Birgit Brenner, Werner Büttner, Dorothy Iannone, Julian Röder, Julian Rosefeldt und Erik Schmidt, die sich auch kritischer Themen annehmen.
George Grosz erlebte beide Weltkriege und war ein erklärter Kriegsgegner: 1916 anglisierte er seinen Geburtsnamen Georg Groß in einem Akt der Antikriegshaltung zu George Grosz und konterkarierte die nationalistische Stimmung im Kaiserreich. Während der Weimarer Republik war er einer der populärsten Künstler. 1933 entkam er der Gestapo knapp mit der Flucht in die USA. Grosz schuf ein wagemutiges und „radikal-entlarvendes Werk“, so Vogel und Stephan. Seine Bildsprache, die von der Verarbeitung großer Konflikte geprägt ist, zählt zur „Bildikonografie der Weimarer Republik“. Sein Menschenbild führte er in einer präzisen sozialpolitischen Zustandsbeschreibung seiner Zeit dem Betrachter schonungslos vor Augen. Der vom Kriegsdienst befreite Künstler nutzte die damals zeitgemäßen Techniken und Medien, um ein großes Publikum zu erreichen. Mit satirischer Überzeichnung wirkte Grosz entlarvend und ermöglichte Erkenntnis durch genaues Hinschauen, statt Wegschauen.
In den USA widmete sich George Grosz der Landschaft und malte auch zahlreiche erotische, beinahe pornografische Bilder entblößter Frauen. In seiner neuen Heimat litt der Künstler keine Not, allerdings konnte er letztlich nie wieder an seine Erfolge der 1920er Jahre anschließen. In Nordamerika begegnete Grosz dem damals noch unbekannten jungen Andy Warhol. Der zukünftige Pop Art-Meister hatte sich 1949 um einen Preis beworben. Mit Ausnahme von Grosz lehnte die gesamte Jury Warhol ab. Die Jenaer Schau zeigt als Besonderheit in diesem Kontext etwa 30 Arbeiten aus Warhols früher Zeit, als er noch ganz auf die Umrisslinie baute. Für den kritischen Blick auf heutige Verhältnisse stehen Arbeiten von Jonathan Meese, der das Provokante favorisiert, etwa in seinem Gemälde „Djangott I-IV“ mit großer Kriegskanone von 2001, das sich auf den dystopischen Science Fiction-Film „Zardoz“ von 1974 bezieht, oder von Sebastian Jung, der in seinen Zeichnungen den Münchner NSU-Prozess thematisiert.
Die Ausstellung „Follow George Grosz. Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik, Filme“ läuft bis zum 26. Juni. Die Kunstsammlung Jena hat täglich außer montags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt an Christi Himmelfahrt und am Pfingstmontag geschlossen. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Das Tragen einer FFP2-Maske ist erforderlich.
Städtische Museen Jena – Kunstsammlung
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