SPSG restituiert Heine-Gemälde  |  | Thomas Theodor Heine, Schäfchen, 1905 | |
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat Thomas Theodor Heines „Schäfchen“ an die in Großbritannien lebenden Erben der ehemaligen jüdischen Eigentümerin Irene Beran zurückgegeben. Das Gemälde des 1867 in Leipzig geborenen Künstlers, der vor allem für seine Mitarbeit an der politisch-satirischen Wochenzeitung „Simplicissimus“ bekannt ist, stammt aus dem Jahr 1905 und zeigt ein Lämmchen, das von zwei Mädchen in leichten Sommergewändern gebändigt wird. Seit spätestens 1930 befand sich diese Sommeridylle mit erotischen Konnotationen in der Beranschen Sammlung im tschechischen Brünn. Nach 1940 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, gelangte das Bild mit anderen der Sammlung über die Sowjetische Militäradministration und das Land Brandenburg an die SPSG.
„Ich freue mich, hier zu sein, um das Schäfchen, dieses heitere Gemälde von Thomas Theodor Heine, entgegenzunehmen. Wären da nicht die Lockdowns und Reisebeschränkungen von Covid-19 gewesen, hätten wir – meine Frau, mein Sohn Tom und ich – schon vor einem Jahr hier sein können“, freute sich Max Beran, der weiter nach der Sammlung seiner Großeltern fahndet. Bereits 2007 konnte er ein Portrait Irene Berans des Münchner Malers Hugo von Habermann in Berlin abholen. Nun wird er sich hauptsächlich auf die Spur einiger Klimt-Werke machen.
Auch die komplizierte Provenienzgeschichte des Bildes verzögerte die Restitution. Heines Lämmchen kam durch Hermann Feinberg, einen jüdischen Textilunternehmer, nach Brünn. 1930 war das Gemälde in einer Ausstellung des Mährischen Kunstvereins zu sehen. Zu dieser Zeit war die Leihgeberin bereits Irene Beran, deren Familie wie Feinberg ebenfalls im Textilgewerbe tätig war. Irene Beran war die treibende Kraft zur Gründung einer privaten Sammlung, die sich auf zeitgenössische Werke fokussierte. So besaß sie Werke der Münchner und Wiener Secession, darunter Bilder von Oskar Kokoschka, Gustav Klimt, Egon Schiele und Franz von Stuck. Irene wurde dabei auch von ihrem Schwager Bruno Beran unterstützt, der in Wien, München und Paris Malerei studiert hatte. Obwohl die Firma der Berans die Weltwirtschaftskrise nicht überstand, konnte die Sammlung erhalten werden. Diese blieb teilweise in Brünn, als sich Irene 1935 von ihrem Mann Philip trennte und zu Bruno Beran nach Paris zog, so auch Heines „Schäfchen“. Als Philip Beran von den in der Tschechoslowakei eingefallenen Deutschen 1941 deportiert wurde, zogen die Behörden die Kunstgüter ein. Auf diese Weise könnten einige Bilder als Handelsgut in den östlichen Teil Deutschlands gelangt sein, wo sie 1948 bei dem Versuch einer Ausfuhr in den Westen durch die Sowjetische Militäradministration beschlagnahmt wurden. |