Sammlung Gallinek für Karlsruhe erhalten  |  | Die Sammlung Gallinek im Badischen Landesmuseum | |
Die Porzellansammlung Ernst Gallineks ist weiterhin im Badischen Landesmuseum zu sehen. Die einzigartigen Objekte des jüdischen Sammlers und Geologen, die von den Nationalsozialisten als Raubgut beschlagnahmt und 2020 an die Erben restituiert wurden, hat das Land Baden-Württemberg nun rechtmäßig erworben. Dank der Kulturstiftung der Länder und der Museumsstiftung Baden-Württemberg konnten die 466 historischen Porzellanstücke, einige Portraitminiaturen und drei Tapisserien für 1,8 Millionen Euro für das Karlsruher Museum gesichert werden. „Der Ankauf ist ein Glücksfall für das Land, da es sich um eine außergewöhnliche und besonders wertvolle Sammlung handelt“, hob Kunststaatssekretärin Petra Olschowski hervor. Gallineks Sammlung sei ein seltenes Zeugnis der Tätigkeit von privaten Sammlern der Zwischenkriegszeit, so Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder. Kaum eine dieser Sammlungen sei in ihrer Gesamtheit erhalten. Daran lasse sich auch beispielhaft die Geschichte NS-verfolgungsbedingt entzogener Kunst und die Rolle der deutschen Behörden und Museen seinerzeit erzählen, so Hilgert weiter.
Der 1865 in Breslau geborene und 1940 in Baden-Baden verstorbene Ernst Gallinek erlebte die Beschlagnahme seiner Kollektion im Jahr 1941 nicht mehr. Sein Hauptinteresse galt dem Rokoko-Porzellan des 18. Jahrhunderts; er erwarb etwa Geschirrteile, Vasen oder figürliches Porzellan. Wichtige Werke aus Meißen, Berlin, Wien, Fulda, Nymphenburg und Bayreuth, aber auch außereuropäische Waren kamen durch die Enteignung nach Karlsruhe. Selbst heute machen Gallineks Pretiosen nahezu den vollständigen Porzellanbestand des 18. Jahrhunderts im Badischen Landesmuseum aus.
Bereits 1947 sah die französische Militärregierung den Erwerb als unrechtmäßig an. Sechs Jahre darauf wurden die Objekte im Landesmuseum dennoch inventarisiert. Durch die Provenienzforschung wurden sie 2008 als NS-Raubgut identifiziert und in die Datenbank „Lost Art“ hochgeladen. „Nach der Restitution der Sammlung Gallinek, ist es nun ein großer Erfolg, dass die Sammlung als Konvolut im Museum verbleiben kann. Damit bewahrt das Land Baden-Württemberg ein wichtiges kulturelles Erbe für das Museum. Es war uns ein großes Anliegen, die Sammlung als Ganzes zu übernehmen, um an den Sammler und an das ihm und seiner Familie angetane Unrecht zu erinnern. Wir werden dafür Sorge tragen, die Provenienzgeschichte der Sammlung Gallinek auch in die Zukunft transparent darzustellen“, freut sich Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums. Die Stücke aus der Sammlung Gallinek sind inzwischen digitalisiert und im digitalen Katalog des Badischen Landesmuseums öffentlich zugänglich. |