Teuerste Fotografie: Man Rays „Le Violon d’Ingres“  |  | Man Ray, Le Violon d’Ingres, 1924 | |
Man Rays surrealistische Inkunabel „Le Violon d’Ingres“ von 1924 ist nun die teuerste Fotografie in der Auktionsgeschichte. Als der Hammer am vergangenen Samstag in der Versteigerung „The Surrealist World of Rosalind Gersten Jacobs and Melvin Jacobs“ bei Christie’s in New York fiel, zeigte der Zähler 10,5 Millionen US-Dollar. Ein Käufer am Telefon zahlte mit Aufgeld für den frühen Abzug mit dem weiblichen Rückenakt seiner Geliebten Kiki de Montparnasse samt aufgemalten Schalllöchern einer Geige gut 12,4 Millionen Dollar und sprengte damit den unteren Schätzwert um mehr als das Doppelte. Laut Christie’s hatte das New Yorker Sammlerpaar Jacobs, das enge Kontakte zum Kreis der Surrealisten pflegte, den schwarzweißen Abzug mit den Pinselstrichen von der Hand des Künstler 1962 direkt bei Man Ray erworben. Sein ebenso humorvoller und provokanter Gesäßakt „La Prière“, ein weiterer Gelatinesilberabzug von 1930, kletterte von 80.000 Dollar auf 230.000 Dollar.
Die zahlreichen kaufwütigen Bieter, die 92 Prozent der 75 Losnummern mitnahmen, blätterten für die Jacobs-Sammlung insgesamt 42,3 Millionen Dollar auf den Tisch. Ihre gute Kauflaune sorgte auch dafür, dass Dorothea Tannings pastellfarbige wolkige Figurenlandschaft „Le mal oublié“ von 1955 ihre Schätzung verdreifachen konnte und auf den neuen Rekordwert von 1,15 Millionen Dollar kletterte. Salvador Dalís DIN-A4 große Kreidezeichnung von 1935 mit skizzenhaften Überlegungen, darunter einem verschlafenen Radler, brachte es auf 320.000 US-Dollar (Taxe 100.000 bis 150.000 USD). Einen neuen Spitzenpreis konnte zudem William Nelson Copley verbuchen. Seine kurvenreichen nackten „Gingham Girls“ von 1965, die einen Mann mit Hut eng umgarnen, reizten die Sammler bis auf 460.000 Dollar (Taxe 120.000 bis 180.000 USD). Auch seine gleichfalls sexuell aufgeladene „Capella Sextina“ von 1961 mit ihren ein Bacchanal feiernden Silhouetten nackter Frauenkörper legte vergleichbar von 150.000 Dollar auf 320.000 Dollar zu.
Die Schöpfungen René Magrittes lagen oft über diesen Ergebnissen. Vier Werke des Belgiers besetzten Rang zwei bis fünf der Preisliste. Die Leinwand „L’autre son de cloche“ von 1951, auf der die Erde und ein ebenso großer Apfel im dunklen Weltall einander umkreisen, spielte 8,5 Millionen Dollar ein (Taxe 4 bis 7 Millionen USD), die Gouache „Eloge de la dialectique“ von 1948 mit einem Haus in einem Haus in mondbeschienener Nacht taxgerechte 3,8 Millionen Dollar. Magrittes weibliches Einhorn mit wallender Mähne und einem Rundturm anstelle des Horns unter dem Titel „Le cœur du monde“ ließ sich nicht lumpen und schlug 1,75 Millionen Dollar los (Taxe 300.000 bis 500.000 USD). Die Bleistiftzeichnung „Le modèle rouge“ von 1948, bei der Magritte die Schuhkappen in menschliche Zehen übergehen lässt, verbesserte sich von 700.000 Dollar auf 1,7 Millionen Dollar. |