Wiesbaden feiert Frank Stella  |  | Frank Stella, Bene come il sale, 1987 | |
Bereits im Jahr 2020 wurde dem amerikanischen Maler Frank Stella der Alexej-von-Jawlensky-Preis zugesprochen, nun eröffnet das Museum Wiesbaden die dazugehörige Ausstellung. Stella prägte mit seinen geometrischen, puristischen Bildern die Kunstgeschichte der Nachkriegszeit. Ein Highlight der Schau, die mit Malerei, Reliefs und raumgreifenden Arbeiten der letzten 60 Jahre bestückt ist, stellen seine neuesten skulpturalen Schöpfungen dar. Stella, der nicht nur Kunst sondern auch Kunstgeschichte studiert hat, beschäftigte sich intensiv mit vergangenen Epochen. Die „Problemstellungen“ der Malerei erschienen ihm dabei stets ähnlich. Eine Beteiligung an der Ausstellung „Sixteen Americans“ im Museum of Modern Art in New York verhalf dem jungen Künstler 1959 mit seinen minimalistischen „Black Paintings“ zum künstlerischen Durchbruch. Stellas Streifenbilder waren für viele seiner Kolleginnen und Kollegen zu Beginn der 1960er Jahre ein Aufbruch in ein vollkommen verändertes Verständnis von Malerei.
In Wiesbaden ist aus dieser revolutionären Anfangszeit die Arbeit „Rabat“ von 1964 zu sehen, die aus rechtwinklig angeordneten blauen und gelben Streifen in hoher Kontrastwirkung besteht. In den 1980er Jahren war Frank Stella der erste Künstler, der als Podiumsgast der Charles Eliot Norton Lectures der Harvard University eingeladen wurde. In Harvard formulierte er seine Überzeugung, dass es vor allem der Raum sei, der in der Malerei von Bedeutung ist: „Aber schließlich ist es das Ziel der Kunst, Raum zu schaffen — Raum, der nicht durch Dekoration oder Illustration kompromittiert ist, Raum, in dem die Themen der Malerei leben können. Das ist es, worum es in der Malerei immer ging.“ Parallel dazu entwickelte Stella in den 1980er Jahren dreidimensionale Skulpturen, die ähnlich wie Gemälde an der Wand hängen, so auch das Werk „Bene come il sale“ aus dem Jahr 1987, das in Wiesbaden präsentiert wird. Starke Kontraste in Farben und Form sind es, die dieses Relief prägen.
Die strenge geometrische Schärfe seiner Anfangszeit gab Frank Stella im Laufe der Zeit immer weiter zu Gunsten einer formalen Freiheit auf, die sich neuerdings in installativen Arbeiten Bahn bricht. Zu diesen Werken gehört etwa die in Wiesbaden gezeigte Serie „The Grand Cascapedia 2x and The Bonaventure“, die aus an einem Metallgerüst aufgehängten farbigen Formengebilden besteht. Doch den Sprung in die Dreidimensionalität will sich der Maler noch nicht ganz eingestehen: „Ich entferne mich in meinen Arbeiten von der Oberfläche, aber ganz dreidimensional will ich noch nicht sein; das bedeutet, völlig buchstäblich, mehr als zwei Dimensionen, aber nicht ganz drei, so dass für mich 2,7 vielleicht genau der richtige Ort ist.“ In der hessischen Landeshauptstadt ist sie ab heute zu erleben, die 2,7-Dimension des Frank Stella.
Die Ausstellung „Frank Stella. Alexej-von-Jawlensky-Preis 2022“ läuft vom 10. Juni bis zum 9. Oktober. Das Museum Wiesbaden hat dienstags und donnerstags von 10 bis 20 Uhr, mittwochs und freitags bis 17 Uhr sowie am Wochenende bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 10 Euro, ermäßigt 7 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er kostenlos. Die Buchung eines Online-Tickets wird empfohlen. Zur Ausstellung erscheint Anfang Juli der begleitende Katalog im Kerber Verlag.
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
D-65185 Wiesbaden
Telefon: +49 (0)611 – 335 2250 |