Givenchy-Auktion: Rekord für Roentgen-Möbel  |  | Christie’s hat den Hausstand von Hubert de Givenchy erfolgreich verkauft | |
Christie’s konnte gestern in Paris den ersten Teil der Sammlung Hubert de Givenchys erfolgreich versteigern. Die restlos abgesetzte Offerte mit den Highlights aus den Schlössern und Häusern des 2018 verstorbenen Couturiers verzeichnete dabei unerwartet hohe Zuschläge und Rekorderlöse, wie etwa im Fall eines klassizistischen Zylinderbureaus aus den Händen von David Roentgen und François Rémond. Das um 1780 gefertigte noble Möbel aus geflammtem Mahagoni und vergoldetem Bronzezierrat mit aufwendigem Innenleben, für 500.000 bis 800.000 Euro angesetzt, brachte einen Hammerpreis von 1,75 Millionen Euro auf das Parkett. Unangefochtene Spitzenreiterin der Veranstaltung war Alberto Giacomettis „Femme qui marche (I)“ von 1932/36. Der 1955 gegossene langgestreckte Bronzetorso wies eine bemerkenswerte Provenienz auf und gehörte einst zur Sammlung von Bunny Mellon in Virginia, was zum Endpreis von 23,5 Millionen Euro beigetragen haben dürfte. Giacomettis überraschend weißes Gipsrelief „Oiseau“ von 1937 flog erst bei 3,5 Millionen Euro davon (Taxe 200.000 bis 300.000 EUR).
Zu den Schwergewichten des gestrigen Abends zählte auch Pablo Picassos „Faune à la lance“. Diese halb menschliche, halb tierische Kreatur, ein wiederkehrendes Thema in Picassos Werk, die an ihren Hörnern und Hufen zu erkennen ist, wird traditionell mit den einfachen Freuden des Lebens in Verbindung gebracht: Wein, Tanz und vor allem sexuelle Freiheit. Für die Zeichnung von 1947 gab es 3,5 Millionen Euro (Taxe 1,5 bis 2,5 Millionen EUR). Ebenfalls einem Vertreter der französischen Moderne gehörte der zweite Platz des Abends. Joan Miró malte die abstrakte Stimmung „Le Passage de l’oiseau-migrateur“ im Jahr 1968. Für seine blaue Leinwand, unterbrochen einzig von einem weißen Fleck, stoppten die Gebote erst bei 5,75 Millionen Euro (Taxe 2,5 bis 3,5 Millionen EUR). Jacques Lipchitz’ kubistische Terrakottafigur „Homme assis à la guitare“ von 1920 durfte sich über 480.000 Euro freuen (Taxe 150.000 bis 200.000 EUR) und zwei der „Oiseau de jardin“ betiteln kecken Bronzegüsse François-Xavier Lalannes aus dem Jahr 2001 über 1,3 Millionen Euro respektive 950.000 Euro (Taxe je 400.000 bis 600.000 EUR). Mit Kurt Schwitters und seiner geometrischen Farbflächenabstraktion „Für Tilly“ von 1923 kam bei 1,6 Millionen Euro ein weiterer deutscher Künstler unter die Top Ten (Taxe 300.000 bis 400.000 EUR).
Die Sammlung Hubert de Givenchys zeichnete sich trotz verschiedener Kunstgattungen und Epochen durch ihre Homogenität an Qualität aus. Ein Beispiel dieser Güte stellen etwa die zwei Girandolen aus dem späten 18. Jahrhundert dar, die bei Christie’s 4,1 Millionen Euro einbrachten. Die über zweieinhalb Meter hohen, Pierre Philippe Thomire nur zugeschrieben Arbeiten aus vergoldeter und patinierter Bronze demonstrieren, dass auch das Kunsthandwerk der Louis XVI-Epoche nach wie vor Spitzenpreise erzielen kann (Taxe 700.000 bis 1.000.000 EUR). Einige Jahre zuvor dürfte auch ein Bureau Plat in der Werkstatt von Joseph Baumhauer entstanden sein, für das man gestern ein mutiges Gebot von 1,9 Millionen Euro abgeben musste (Taxe 600.000 bis 1.000.000 EUR). Lumpen ließen sich gleichfalls nicht zwei Domenico Cucci zugeschriebene Kaminböcke um 1680/1700 in Form von Vasen auf Postamenten bei 1,4 Millionen Euro (Taxe 150.000 bis 250.000 EUR) oder das italienische Büstenpaar des 17. oder 18. Jahrhundert aus Marmor und bunten Steinsorten, die wohl Kaiser Claudius und Alexander den Großen darstellen. Die Herrscher der Antike schossen von 250.000 Euro auf 1,6 Millionen Euro. Auch bei dem Genueser Maler Domenico Piola und seiner antiken Historie „Alexander und die Familie des Darius“ gab es kein Halten mehr; die Kunden hievten das barock bewegte Großdrama von 80.000 Euro auf den Rekordwert von 1,5 Millionen Euro.
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |