Bröhan-Museum zeigt Kunst von Frauen  |  | Effie Hegermann-Lindencrone, Vase, 1896 | |
Das Bröhan-Museum in Berlin widmet Künstlerinnen der Moderne eine Ausstellung und will so einen Teil zur Sichtbarkeit von Frauen in der Kunstgeschichte beitragen. Nur etwa 7,5 Prozent der circa 20.000 Sammlungsobjekte des Museums stammen von Frauen, 1.000 männlichen Künstlern stehen etwa 99 Künstlerinnen gegenüber. Die Kuratorinnen Anna Grosskopf und Julia Meyer-Brehm untersuchen die Gründe und Umstände, die dieses Ungleichgewicht erzeugten, und haben die Frauen, die sich an der Wende von 19. zum 20. Jahrhundert für eine künstlerische Laufbahn entschieden, für die Ausstellung portraitiert. Die rund 300 Exponate lassen in einer großen Vielfalt in Werk und Biografie ein begehbares Lexikon entstehen.
Ausgestellt sind Arbeiten von Malerinnen und Grafikerinnen der Berliner Sezession, Künstlerinnen der Wiener Werkstätte, Bildhauerinnen, Silberschmiedinnen, Glaskünstlerinnen sowie von Möbel-, Porzellan- und Textildesignerinnen. Geschirr wie eine Parmesanschale aus dem Jahr 1930 von Erna Zarges-Dürr, die mit geometrischer Abgeschlossenheit und dekorativen Elementen im Stil Art Déco überzeugt, reiht sich an Möbelstücke, Skulpturen, Gemälde, Raumentwürfe und Plakate. Jutta Sika und Margarete Heymann-Marks stellten jeweils ein Tee- und ein Mokkaservice aus Keramik her, die sowohl in Bemalung als auch in Form an Kreisen orientiert sind. Gertrud Kleinhempel präsentiert einen Bücherschrank, Margarete Junge einen Schreibtisch in zurückhaltender Jugendstilform, und Dora Hitz malte 1894 eine junge Schönheit mit wallendem rotem Haar als „Waldmärchen“.
Der Kunstbetrieb, in dem alle Frauen arbeiteten, sah Kreativität als eine männliche Eigenschaft an. Grosskopf und Meyer-Brehm beleuchten dabei die Genderdebatte um die Jahrhundertwende und gesellschaftliche Fragen, die das künstlerische Schaffen der Frauen bestimmten. Darunter erörtern sie die Möglichkeiten für eine künstlerische Ausbildung und Netzwerkbildung, das Rollenbild für häusliche und gewerbliche Tätigkeiten und auch Fragen zu Strategien und Mitteln der Künstlerinnen, mit Widrigkeiten umzugehen und langfristige Akzeptanz für Frauen im Kunstsektor zu erreichen. Die historische Betrachtung der Themen wird mit heutigen Debatten um Mutterschaft, Care-Arbeit oder den Gender Pay Gap verbunden, die seit damals geführt werden.
Die Ausstellung „Ansehen! Kunst und Design von Frauen 1880-1940“ läuft vom 23. Juni bis zum 4. September. Das Bröhan-Museum hat dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag für 32 Euro an der Museumskasse.
Bröhan-Museum
Schlossstraße 1a
D-14059 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 326 906 00 |