Gainsborough-Portrait neu in Münchner Pinakothek  |  | Thomas Gainsborough, Mr. Thomas Hibbert, 1785 | |
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen können sich über eine besondere Ergänzung ihres Bestandes freuen. Der Pinakotheks-Verein, der die Alte und Neue Pinakothek beim Ausbau ihrer Sammlungen fördert, konnte das Bildnis „Mr. Thomas Hibbert“ von Thomas Gainsborough ankaufen und stellt es dem Münchner Museum nun als Leihgabe zur Verfügung. Damit glückte nach über 200 Jahren eine familiäre Zusammenführung; denn seit 1978 befindet sich schon das Pendant, Gainsboroughs Portrait „Mrs. Sophia Hibbert“, in der Neuen Pinakothek.
Thomas Gainsborough, einer der bedeutendsten Porträtisten der Upper Class seiner Zeit, malte 1785 Thomas Hibbert als einen gutaussehenden, modisch gekleideten Mann Anfang 40 in der Natur. Hibbert steht in lässiger Haltung vor einem Abhang mit einer Baumwurzel. Das Rot seines Mantels setzt dabei einen starken farbigen Akzent. Das Gesicht und die gepuderten Haare sind in pastellhaft zarten Farben mit nuancierten Übergängen wiedergegeben und bezeugen Gainsboroughs phänomenale Meisterschaft als Porträtkünstler. Ein Jahr später erhielt er dann auch den Auftrag, Hibberts Ehefrau zu verewigen. Auch Sophia Hibbert ist wie selbstverständlich Teil der sie umgebenden Natur. Urbane Kultiviertet und Naturverbundenheiten, die auch im englischen Landschaftsgarten dieser Epoche ihren besonderen Ausdruck gefunden haben, gingen damals in der englischen Aristokratie eine enge Verbindung ein.
Die Familie Hibbert stammte aus dem Norden Englands und gelangte im 18. Jahrhundert zu Wohlstand und Einfluss. Den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg über mehrere Generationen hinweg verdankte sie den Handelsbeziehungen in die Karibik und auch der damit verbundenen Sklavenwirtschaft. Der 1744 geborene Thomas Hibbert war von 1766 bis 1780 im Unternehmen seines Onkels in Kingston auf Jamaika tätig, kehrte nach dessen Tod nach England zurück und führte ein eher zurückgezogenes Leben. Er erwarb den Landsitz Chalfont Park in Buckinghamshire bei London. 1784 heiratete er Sophia Boldero, Tochter einer Londoner Bankiersfamilie. Die Ehe wurde dann aber zwölf Jahre geschieden; doch jeder der beiden Ex-Partner behielt das Porträt des jeweils anderen bei sich. |