Alfred Sabisch in Kalkar  |  | Alfred Sabisch, Stille, 1957 | |
Das kleine Städtische Museum in Kalkar nimmt sich aktuell des am Niederrhein beheimateten Bildhauers Alfred Sabisch an. Die von der Kunsthistorikerin Christiane Heiser organisierte Werkschau versammelt rund 70 Skulpturen und einige Grafiken des 1905 im sächsischen Deuben bei Wurzen geborenen Künstlers und kann dabei auf Bestände des Duisburger Lehmbruck Museums oder des Grassi Museums für angewandte Kunst in Leipzig zurückgreifen. Sabisch blieb stets der Figuration treu, konzentrierte sich auf den Menschen und Tiere und entwickelte seine Sujets aus der stillen Beobachtung. Schon die einleitend präsentierten, meist als Auftragsarbeiten entstandenen Porträtköpfe kennzeichnet die Tendenz zur Verinnerlichung. Unschärfen, Verzicht auf Details, geschlossene, sanfte Umrisse prägen auch später die menschlichen Gestalten, die er meist in Momenten der Ruhe erfasste.
Nach einer Lehre und dem Studium an der Leipziger Kunstgewerbeschule nahm Alfred Sabisch 1927 mit ersten Tierplastiken, Porträts und Akten sein künstlerisches Schaffen auf. Rasch stellten sich erste Erfolge und Ausstellungsbeteiligungen ein. Dann führte ihn der Weg von Leipzig über Berlin ins niederrheinische Kalkar, wo er ab 1937 bis zu seinem Tod 1986 lebte und arbeitete. Als ein eher verschlossener Typ wollte Sabisch ungestört bleiben und isolierte sich vom lauten großstädtischen Spektakel. Schon früh begann er damit, gut verkäufliche Tierfiguren in Bronze zu gießen. Hier wie auch in den Akten lotete er die Wirkung des Materials aus, so auch beim immer wiederkehrenden Sujet des Schwans mit seinen elegant bewegten, aber schlichten Oberflächen, die er teilweise mit Glasmosaikeinlagen belebte. Über die Form, die Beschaffenheit der Oberfläche, Materialität und Farbe versuchte er den Wesenskern der Dargestellten zu erfassen.
Im Zuge seiner zweiten Eheschließung konvertiere der Protestant im Jahr 1958 zum Katholizismus. In der Folge wandte sich Alfred Sabisch religiösen Motiven zu. In seinen Kirchenausstattungen kommt das Bemühen zum Ausdruck, einem breiten Publikum das Essentielle zu vermitteln. Mehrfach hat er das am Niederrhein verbreitete Motiv des Hirten interpretiert, etwa für die Krefelder Bismarckschule, wo er einen konzentrierten flächigen Ausdruck mit klar geschnittenem Umriss schuf und so geschickt die Christusmetapher mit Tätigkeit eines Lehrers verband.
Zu den bekanntesten Werken unter den rund 40 Arbeiten im öffentlichen Raum der Region gehören der 1954 vollendete Schwanenbrunnen im Innenhof der Klever Schwanenburg sowie die 1937 vor dem Duisburger Hauptbahnhof aufgestellte Fohlengruppe, die einzige Auftragsplastik im Dritten Reich. Anfangs noch von August Gaul inspiriert, näherte sich seine Ausdrucksweise später unverkennbar dem in der Nähe lebenden Ewald Mataré an. Im Gleichklang mit neoklassizistischen Idealen wurde für Alfred Sabisch, der nie der NSDAP angehörte, das formal Klare und Zeitlose zum charakteristischen Leitbild.
Die Ausstellung „In der Versenkung werden Kräfte frei. Der Bildhauer Alfred Sabisch 1905-1986“ ist noch bis zum 24. Juli zu sehen. Das Städtische Museum Kalkar hat täglich von 10 bis 17 Uhr, montags nur bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Der Katalog zur Ausstellung kostet im Museum 20 Euro.
Städtisches Museum Kalkar
Grabenstraße 66
D-47546 Kalkar
Telefon: +49 (0)2824 – 13 120 |