Cecily Brown in München  |  | Cecily Brown, Untitled (Paradise), 2017 | |
Die Staatliche Graphische Sammlung München nimmt das wenig bekannte zeichnerische Schaffen Cecily Browns derzeit in den Blick. Das malerische Werk der Britin ist von einer Verschmelzung klassischer kunsthistorischer und alltäglicher Motive geprägt. Ihre Arbeiten beeindrucken durch fulminante Farbverläufe, informelle Auslassungen und simultane Motivketten. Mittels der Zeichnung nähert sich die Künstlerin einzelnen Bildelementen oder Werkgruppen an oder überdenkt sie im grafischen Medium. Für die aktuelle Präsentation setzte sich Brown mit den Grafikbeständen des Hauses auseinander und fand Inspirationen bei Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel d.Ä., Paul Cézanne oder Michelangelo Buonarroti. Die von Michael Hering kuratierte Schau im Erdgeschoss der Pinakothek der Moderne präsentiert einzelne ihrer Gemälde sowie einige neue Werke aus den letzten Jahren.
Im Fokus der Ausstellung steht Browns Beschäftigung mit der Grisaille „Leda mit dem Schwan“ des jungen Franz Marc aus dem Jahr 1907. Die Künstlerin näherte sich dem Blatt, das sie im Studiensaal des Münchner Kabinetts in seinen Bann zog, in neun Zeichnungen und acht Gemälden. Von Werk zu Werk interpretiert Brown die Vorlage neu und nimmt stets einen anderen Blickwinkel ein. Brown greift die Leichtigkeit und Zartheit der Tempera- und Kreideskizze Marcs auf, füllt jedoch die Szenerie, sodass die Gestalten des Schwans und der schlanken Frau stärker mit dem Hintergrund verschmelzen. Durch eine Palette aus Rosa-, Lila- und Weißtönen verleiht sie der Komposition in ihrem Ölgemälde einen symbolistischen Zauber, der sich auch in dem veränderten Titel „The Lady and the Swan“ widerspiegelt. Auch in ihre weiteren Arbeiten sind durch große, schlanke Figuren geprägt. Mal heben sie sich strahlend vor einem farbigen Hintergrund ab, wie in der Interpretation von Cézannes „Badenden“, mal vereinigen sie sich förmlich mit der Blütenpracht der Bäume, wie in ihrem Gemälde „The Englischer Garten“.
Cecily Brown wurde 1969 in London geboren und besuchte die dortige Slade School of Fine Art. Dort beendete sie ihr Studium 1993. Anschließend ging sie nach New York, wo Brown noch heute lebt. In der amerikanischen Metropole gelang es ihr, einen furiosen und zugleich tiefsinnigen Malstil zu entwickeln, in dem sie die Ästhetik der alten und neuen Welt vereinte.
Die Ausstellung „Cecily Brown“ läuft bis zum 4. September. Die Pinakothek der Moderne in München hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 7 Euro sowie sonntags 1 Euro. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog im Verlag Walther und Franz König, der 60 Euro beziehungsweise mit Signatur der Künstlerin 90 Euro kostet.
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
D-80333 München
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