Ruangrupa: Kein neuer Fall von Antisemitismus  |  | Ruangrupa: Broschüre eindeutig nicht antisemitisch | |
Das Kuratorenkollektiv der Documenta fifteen weist die aktuellen Antisemitismus-Vorwürfe zurück. Die von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen als antisemitisch eingestuften Zeichnungen einer im Museum Fridericianum ausgestellten Broschüre mit dem Titel „Presence des Femme“ seien falsch interpretiert worden, so das Kollektiv Ruangrupa. Die in dem Heft enthaltenen Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly zeigen etwa Soldaten mit Davidstern am Helm als Roboter mit entblößten Zähnen. In den Augen der Kuratoren werden „auf keinem der Bilder Menschen jüdischen Glaubens abstrakt dargestellt“. Der Davidstern auf den Helmen von Soldaten sei das Symbol des israelischen Staates und der israelischen Armee, hier gebe es keine Zweideutigkeit. Viel eher müsse man die Zeichnungen als Karikaturen verstehen, die eine eigene Geschichte aufweisen. „Sie repräsentierten die Propagandakunst der damaligen Zeit und den Standpunkt der Palästinenserinnen und Palästinenser gegenüber der militärischen Besatzung“, so Ruangrupa.
Derweil fordert eine von jüdischen Aktivisten eingerichtet Online-Petition auf „Change.org“ den Abbruch der Weltkunstschau. „Es ist nicht tragbar, eine Ausstellung weiterhin öffentlich zugänglich zu machen, die von Anfang an in der Kritik stand und ganz offen Judenhass zur Schau stellt“, erklärte Sacha Stawski, Mitorganisator der Petition, gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. „Wir sagen nicht, dass die Documenta nach reichlicher und seriöser Prüfung nicht wieder geöffnet werden kann. Aber jetzt ist es erst einmal genug.“ Aktuell hätten sich knapp 600 User dem Aufruf angeschlossen. Die Antisemitismus-Debatte rund um die diesjährige Documenta in Kassel reißt nicht ab. Bereits Anfang des Jahres wurden erste kritische Stimmen laut, die dem Kuratorenkollektiv Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur anti-israelischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni sorgte dann das Werk „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi für große Empörung. Es wurde nach heftiger Kritik wieder abgehängt. Um den Eklat aufzuarbeiten, soll die Schau in den kommenden Monaten von sieben Expertinnen und Experten fachwissenschaftlich begleitet werden. |