Dresden erinnert an Heinrich Tessenow  |  | Heinrich Tessenow, Festspielhaus Hellerau, um 1912 | |
Das Stadtmuseum Dresden befasst sich ab Sonntag mit dem Schaffen Heinrich Tessenows, der die Stadt in den Jahren 1909 bis 1914 durch das Festspielhaus Hellerau und die gleichnamige Gartenstadt geprägt hat. Die Ausstellung „Heinrich Tessenow. Architektur und Möbel“ ermöglicht nach mehr als 30 Jahren erstmals wieder einen umfassenden Einblick in das Gesamtwerk des Künstlers. Zahlreiche Modelle, Fotos, Frottagen und Zeichnungen, ergänzt um digitale Stationen wie eine virtuelle Karte der Gartenstadt auf der Basis von Postkartenmotiven, erläutern ausgewählte Projekte. Das Stadtmuseum hat die Schau, die in Kooperation mit dem Züricher Architekten Martin Boesch und der Accademia di architettura in Mendrisio entstand, für Dresden um den Blick auf lokale Bauten und Entwürfe sowie das zweite Standbein Tessenows, die Möbel, erweitert.
1876 in Rostock geboren, machte Heinrich Tessenow zunächst eine Ausbildung zum Schreiner und studierte anschließend Architektur. Der junge Mann brach mit den überladenen Gebäuden des Historismus und suchte um die Jahrhundertwende nach schlichten geometrischen Formen. Das 1911 in Dresden erbaute Festspielhaus Hellerau brachte ihm den künstlerischen Durchbruch und eröffnete Tessenow eine Karriere als Architekt. In seiner ersten Dresdner Phase zwischen 1909 und 1914 arbeitete der Vordenker zudem an der Gestaltung der Gartenstadt Hellerau mit. Nach einem Wien-Aufenthalt kehrte Tessenow 1919 wieder in die sächsische Hauptstadt zurück und war dort bis 1926 in der Lehre tätig. Parallel schuf er Ausstellungsbauten im Großen Garten und mit Oskar Josef Kramer die Landesschule Klotzsche. Im Anschluss wechselte der Architekt nach Berlin, wo er 1950 verstarb.
Auch in seiner Tätigkeit als Designer konnte Heinrich Tessenow glänzen. Seine Möbelstücke beeindruckten insbesondere durch ihre solide handwerkliche Ausführung und boten ein reiches Spektrum vom schlichten Papierkorb bis zum exklusiven Sofa. Die Entwürfe wurden unter anderem von den Deutschen Werkstätten Hellerau hergestellt und vertrieben. Tessenow selbst hatte 1919 als ein soziales Experiment eine sogenannte Handwerkergemeinde gegründet. Daher bietet die Reihe „Der goldene Boden“ neben einem umfangreichen Begleitprogramm aus Vorträgen und Führungen Besucher*innen die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Dresdner Handwerksbetriebe zu blicken.
Die Ausstellung „Heinrich Tessenow. Architektur und Möbel“ ist vom 27. November bis zum 29. Mai 2023 zu sehen. Das Stadtmuseum Dresden hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie freitags bis 19 Uhr geöffnet. Geschlossen bleibt an Heiligabend, 1. Weihnachtstag und Silvester; am 1. Januar öffnen die Türen erst um 14 Uhr. Der Eintritt beträgt regulär 5 Euro, ermäßigt 4 Euro; freitags ist er ab 12 Uhr frei. Während der Laufzeit soll die virtuelle Karte Helleraus erweitert werden. Wer über Postkarten oder Fotos aus der Gartenstadt Hellerau verfügt, kann sich gerne im Museum melden.
Stadtmuseum Dresden
Wilsdruffer Straße 2
D-01067 Dresden
Telefon: +49 (0)351 – 488 73 02 |