Evarist Adam Weber im Bonner Macke Haus  |  | Evarist Adam Weber, Ausfahrt, um 1920/21 | |
Wieder einmal holt das August Macke Haus in Bonn einen Künstler der Moderne aus dem Dunkel der Geschichte und präsentiert aktuell den Maler, Grafiker, Illustrator, Kunstgewerbler und Plastiker Evarist Adam Weber. Dafür hat Kuratorin Ina Ewers-Schultz rund 120 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, druckgrafische Blätter und kunsthandwerkliche Arbeiten des 1887 in Aachen geborenen Künstlers zusammengetragen. Eigens für die Bonner Schau konnte Ewers-Schultz zahlreiche unbekannte Werke des Künstlers in Privatbesitz auftun. Evarist Adam Weber studierte von 1905 bis 1910 an der Düsseldorfer Kunstakademie und war dort Studienkollege von August Macke. Nach seinem Umzug nach München besucht er 1912 noch einmal die dortige Kunstakademie. Noch während des Studiums reiste Weber nach Belgien und Paris, setzte sich mit Impressionismus und Neoimpressionismus auseinander, verfestige seine Bildsprache jedoch unter dem Einfluss von Paul Cézannes Kunst.
Seine ausdrucksstarken Linol- und Holzschnitte, mit denen Weber Landschaften, Interieurs, Akte und figürliche Szenen in dynamischen Linienmustern schuf, zählen zur expressionistischen Aufbruchsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg. Für seine Erlebnisse im Krieg fand er eindrückliche Neuinterpretationen christlicher Szenen. Als Mitglied in der Düsseldorfer Vereinigung „Das Junge Rheinland“ und Angehöriger der Münchner „Neuen Secession“ nahm er an deren Ausstellungen teil, gewann mehrere Auszeichnungen und konnte in den legendären Galerien von Johanna Ey in Düsseldorf und Ludwig Schames in Frankfurt seine Werke präsentieren.
Viele Motive beziehen sich ab den 1920er Jahren auf seine zahlreichen Reisen, die Evarist Adam Weber in die Schweiz, nach Südfrankreich und immer wieder nach Italien führten. Dabei war der begeisterte Motorradfahrer bevorzugt auf seiner eigenen Maschine unterwegs. Seine Faszination für den Sport und die Berge spiegelt sich ebenfalls in der Themenwahl: Als einer der wenigen Sportmaler dieser Jahre setzte Weber Motorrad- und Autorennen oder die nordische Sportart Skijöring künstlerisch um und entwarf Bronze-Plaketten für Rennen. Dabei tendierte seine Bildsprache wie in dem Portrait „Frau L. H. (Aachen)“ über dem Luganer See zur Neuen Sachlichkeit.
Ab 1931 trat die freie Malerei zunehmend in den Hintergrund. Evarist Adam Weber lebte er nun in Dießen am Ammersee und führte zusammen mit seiner Frau die Kunstwerkstätten Weber-Heubach. Hier gestalten sie hochkarätige und vielfach prämierte Arbeiten in unterschiedlichen Techniken, von Batik-Schals und Wandbehängen über Taschen aus Leder und Filz bis hin zu Emaille-Arbeiten und aufwendig geritzten Glasobjekten. 1953 veranstaltete das Aachner Suermondt-Ludwig-Museum zu Webers Schaffen noch eine Sonderausstellung, bevor er 15 Jahre später in Dießen starb.
Die Ausstellung „Evarist Adam Weber. Wiederentdeckt. Zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit, zwischen freier und angewandter Kunst“ ist bis zum 29. Mai 2023 zu sehen. Das August Macke Haus hat freitags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr, donnerstags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Das Museum bleibt an Heiligabend, 1. Weihnachtstag und Neujahr geschlossen. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 7 Euro.
Museum August Macke Haus
Hochstadenring 36
D-53119 Bonn
Telefon: +49 (0)228 – 65 55 31 |