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Isamu Noguchi ist in Bern angekommen und bespielt das Zentrum Paul Klee mit einer umfangreichen Retrospektive  Ein Fest der freien spielerischen Form

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 |  | in der Ausstellung „Isamu Noguchi“ | |
Überbordende Experimentierfreude, daraus resultierende Vielfalt und stilistische Ungebundenheit kennzeichnen das kunsthistorisch nicht exakt einzuordnende Werk von Isamu Noguchi. Nach der Station im Kölner Museum Ludwig ist dessen bislang umfangreichste Personale nun im Berner Zentrum Paul Klee angekommen. Die offene Weite der zentralen Halle verschafft den Besuchern gleich beim Eintritt eine grandiose Übersicht. Locker hat Kuratorin Fabienne Eggelhöfer die Exponate in zehn konzentrierten Experimentierfeldern des Künstlers gruppiert, die sich unter einer schwebenden Kolonne seiner 1952 aus dünnen Bambusrippen und Japanpapier konstruierten leichten Ballonlampen des Modells „Akari“ ausbreiten. Eine Anzahl ähnlich gestalteter Stehlampen, die gleichfalls in Selbstbauweise von den Käufern installiert werden konnten, bilden ein separates Segment. „Die Formen können imitiert werden, nicht aber diese Qualität“, erklärte der bekennende Grenzgänger zwischen den künstlerischen Disziplinen.
Einleitend stehen frühe Bildnisse, mit denen sich Isamu Noguchi zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn seinen Lebensunterhalt verdiente. Zwischen die Büsten von Familienmitgliedern und Freunden aus verschiedenen Materialien der 1920er und 1930er Jahre reihen sich überraschend ähnlich aussehende Lautsprecher aus Bakelit ein. Sie verweisen auf Noguchis hintersinniges Spiel mit Formen, seinen Weg in die Abstraktion, den er unter Verwendung verschiedener Materialien und rundlich schwellender Formen in seinem Schaffen ging. Von hier aus spannt sich ein weiter Bogen von künstlerischen Objekten, Entwürfen, Modellen, Geräten und fotografischen Dokumenten des 1904 in Los Angeles als Sohn einer irischstämmigen Amerikanerin und eines Japaners geborenen Künstlers, der zunächst bei Constantin Brancusi lernte und in dessen Atelier zu abstrakten Kunstwerken auf Papier und Metallskulpturen angeregt wurde. Reisen nach Japan inspirierten ihn zu Arbeiten aus Erdmaterialien, Keramik und Naturstein.
Ende der 1950er Jahre experimentierte Isamu Noguchi dann mit Stahlblechplatten. Kunststoffobjekte brachte er in Kombination mit Elektrizität von innen heraus zum Leuchten. Vielen Galerien wirkte dies als zu kommerziell, um es auszustellen. Dies galt auch für seine surreal wirkenden „Interlocking Figures“ aus ineinandergesteckten Formen in einer Kombination traditioneller japanischer Tischlertechniken und zeitgenössischer Abstraktion. Bühnenbilder, Denkmäler oder Projekte für den öffentlichen Raum offenbaren den politischen Künstler, der sich gegen Unrecht, gegen Rassendiskriminierung und mit sozialen Themen auseinandersetzte. Das Bronzerelief „This Tortured Earth“ von 1942/43 steht für die Wunden und Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs. Angeregt von Bombenkratern in der afrikanischen Wüste könnte es aber auch als eine aufgerissene menschliche Haut interpretiert werden. In vielen Arbeiten nahm Isamu Noguchi auf die Atombombenabwürfe Bezug.
Gegen Ende seiner Karriere konzentrierte er sich auf Spielplätze und Parkgestaltungen. Kernstück seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig bildete 1986 der „Slide Mantra“, eine spiralförmige Rutschbahn aus Marmor. Noguchi wollte, dass seine Skulpturen aktiv erlebt werden. Was ist meine Rolle als Künstler in der Gesellschaft? Was will ich mit meiner Kunst erreichen? Was vermag eine Skulptur? Diese Fragen beschäftigten den experimentierfreudigen, 1988 in New York verstorbenen Künstler zeitlebens durch nimmermüdes Kombinieren, Ausprobieren und Forschen.
Die Ausstellung „Isamu Noguchi“ ist noch bis zum 8. Januar 2023 zu besichtigen. Das Zentrum Paul Klee in Bern hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 20 Franken, ermäßigt 18, 10 bzw. 7 Franken. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog zu 48 Franken erschienen. |  | Kontakt: Zentrum Paul Klee Monument im Fruchtland 3 CH-3006 Bern |
 | Telefon:+41 (031) 359 01 01 | Telefax:+41 (031) 359 01 02 |  |  | E-Mail: kontakt@zpk.org |  | Startseite: www.zpk.org |
22.12.2022 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke |  |
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 Isamu Noguchi, Play
Sculpture, um 1965 |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi, My Mu,
1950 |  | |  |  |  |  |  | 
 in der Ausstellung
„Isamu Noguchi“ |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi in
seinem Atelier in
Gentilly bei Paris,
1927 |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi, Red
Lunar Fist, 1944 |  | |  |  |  |  |  | 
 Noguchi testet seine
„Slide Mantra“, 1986 |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi,
Strange Bird (To the
Sunflower), 1945 |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi, My
Arizona, 1943 |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi,
Mitosis, 1962 |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi, Lunar
Infant, 1944 |  | |  |  |  |  |  | 
 Martha Graham mit
„Spider Dress“ und
„Serpent“ für „Cave
of the Heart“ |  | |  |  |  |  |  | 
 Isamu Noguchi,
Globular, 1928 |  | |  |  |
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