Dresdner Juwelendiebe gestehen Taten  |  | Die noch leere Vitrine im Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes | |
Drei Verdächtige im Fall des Dresdner Juwelendiebstahls haben gestern im Gerichtssaal ein Geständnis abgelegt. Die Hälfte der sechs Angeklagten gab an, in unterschiedlicher Weise am Raub der historischen Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe im November 2019 beteiligt gewesen zu sein. Bei Tat wurden barocke Geschmeide im Wert von rund 113 Millionen Euro gestohlen. Nachdem die Beschuldigten im Dezember einen Großteil der Beute zurückgegeben haben, folgten nun ihre umfangreichen Geständnisse. Diese sind Teil eines Deals der Verfahrensbeteiligten, von dem sich die geständigen Täter Strafmilderung erhoffen dürfen. Die nun ans Licht gekommenen Details des Raubzuges muten mitunter bizarr an. So sei die Idee zu der Straftat während einer Klassenfahrt zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entstanden, wie der 29jährige Rabieh R. gestand. Seine Aufgabe sei es gewesen, mit einer bislang nicht angeklagten Person durch das zuvor präparierte Gitterfenster zu klettern, die Vitrine im Juwelenzimmer zu zerschlagen und Schmuckstücke zu stehlen.
Rabieh R. gab weiter an, dass der Raubzug gut ein Jahr lang geplant worden sei und es kurz zuvor sogar mehrere „Probeüberstiege“ über die Mauer des Dresdner Residenzschlosses gab. Allerdings sei er erst einige Monat vor der Tat angesprochen worden und der Diebestruppe beigetreten. Nach dem nächtlichen Raub sei er wie gewöhnlich in die Schule gegangen. Die zwei anderen geständigen Täter – Wissam R. und Mohamed R. – gaben an „Schmiere“ gestanden und dafür gesorgt zu haben, dass die Straßenbeleuchtung am Tatort ausfiel. Für den 23jährigen Mohamed sei der Einbruch ein „echtes Abenteuer" gewesen. Er habe sich vor anderen beweisen und im Mittelpunkt stehen wollen. „Über die Konsequenzen habe ich nicht nachgedacht.“ Erst im Verlauf des Prozesses sei ihm die Bedeutung der Juwelen bewusst geworden. Der 26jährige Wissam ist bereits für den Raub einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum verurteilt worden. In Dresden sei er dabei gewesen, weil er sich für einen „Meisterdieb“ gehalten habe und mit dem Geld seinen Drogenkonsum finanzieren wollte.
Die angeklagten Brüder und Cousins des Berliner Remmo-Clans müssen sich auf eine Verurteilung wegen schweren Bandendiebstahls und Brandstiftung einstellen. Der Vorsitzende Richter betonte im Vorfeld der Geständnisse, dass glaubhafte Aussagen der Beschuldigten nötig seien, um eine Straferleichterung zu erwirken. Für drei der Angeklagten würde dann ihm zufolge ein Strafmaß von mindestens fünf Jahren und neun Monaten, höchstens aber sechs Jahren und neun Monaten verhängt werden. Die beiden jüngsten Angeklagten müssten nach Jugendstrafrecht mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen. Wenn der Prozess am Freitag fortgesetzt wird, ist mit einem vierten Geständnis zu rechnen. Der fünfte Beschuldigte lehnte den Deal ab, der sechste streitet jede Beteiligung mit Verweis auf ein Alibi ab. Erst wenn auch die Befragung der Geständigen umfangreich und glaubhaft ausfällt, gilt der Deal der Prozessbeteiligten als bindend. Wie Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mitteilten, werden die Juwelen erst nach Prozessende im historischen Grünen Gewölbe wieder zu sehen sein. |