Indische Nachhaltigkeitslehren in Zürich  |  | in der Ausstellung „Jain sein – Kunst und Leben einer indischen Religion“ | |
Das Museum Rietberg in Zürich führt derzeit in die Lehren, Praktiken und Rituale des Jainismus ein. Die aus Indien stammende Religion ist außerhalb des Landes weitgehend unbekannt, obwohl sie mit etwa fünf Millionen Mitgliedern weltweit die drittgrößte indische Glaubensgemeinschaft bildet. Die Ausstellung „Jain sein – Kunst und Leben einer indischen Religion“ stellt in sechs Kapiteln grundlegende Überzeugungen der Bewegung, ihren Einfluss auf das tägliche Leben sowie die religiöse Praxis vor. Zu den Leitgedanken des Jainismus zählen absolute Gewaltlosigkeit, der Verzicht auf Besitz sowie der Schutz von Umwelt und Lebewesen, ein achtsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen aber auch Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Lebensweisen. Neben Erkenntnissen der Kunst- und Religionsforschung bieten zahlreiche Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden, Ergebnisse aus Feldforschungen in Form von Filmen und Interviews mit praktizierenden Jains sowie das interaktive Element „Und Du? Das Spiel der Fragen“ künstlerische, ethnologische und spielerische Zugänge zur Thematik.
Die Ausstellung schlägt mit Themen wie der Jain-Diaspora, aber auch brisanten Fragen zu Ökologie, friedlichem Zusammenleben und Nachhaltigkeit eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zu den ältesten der rund 200 Ausstellungsstücke zählt eine sogenannte „Ayagapatta“, eine mit Ornamenten und Symbolen verzierte Sandsteinplatte aus dem 1. Jahrhundert, die den Gläubigen zum Gedenken an ihre Lehre diente. Kostbar illustrierte Manuskripte, darunter eine aufwendig gestaltete Einladung um die Wende zum 19. Jahrhundert an einen Mönch für einen Aufenthalt während der Regenzeit, eine große Ehre für die jeweilige Gemeinde, geben einen Einblick in das Gedankengut und den Alltag der indischen Glaubensgemeinschaft. Außerdem zeigt das Museum Skulpturen, großformatige Textilbilder von Göttern und Göttinnen, heilige Texte sowie Gebrauchsgegenstände von Mönchen und Nonnen. Die Exponate spiegeln einen hauseigenen Sammlungsschwerpunkt wider und werden durch Leihgaben aus indischen Privatsammlungen und bedeutenden Museen wie dem National Musuem in New Delhi, dem Jagdish und Kamal Mittal Museum of Indian Art in Hyderabad oder dem Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln ergänzt.
Neben den ausgestellten Objekten erzählen fünf Kurzfilme von den rituellen Praktiken des Jainismus, der Herstellung von Handschriften und ihrer Verwendung, dem Aufbau von Tempelanlagen sowie dem Ablauf von Pilgerreisen und dem alltäglichen Leben der Asket*innen. Neben Portraits und Interviews, in denen Jains ihre persönlichen Erfahrungen mit der Religion schildern, haben die Besucher*innen durch das Spiel „Und Du?“ die Möglichkeit ihren eigenen Umgang mit alltäglichen Herausforderungen zu hinterfragen und auszutesten, inwieweit jainistische Konzepte möglicherweise eine Lösung auf diese Fragen bieten können.
Die Ausstellung „Jain sein – Kunst und Leben einer indischen Religion“ läuft bis zum 30. April. Das Museum Rietberg in Zürich hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie mittwochs bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 18 Franken, ermäßigt 14 Franken. Begleitend zur Schau erscheint im Verlag Hatje Cantz eine Publikation für 44 Euro sowie im Reclam-Verlag eine Einführung in den Jainismus von Patrick Krüger für 11,80 Euro.
Museum Rietberg
Gablerstrasse 15
CH-8002 Zürich
Telefon: +41 (0)44 – 415 31 31 |