Nan Goldin in Berlin  |  | Nan Goldin, Jimmy Paulette and Tabboo! in the Bathroom, 1991 | |
Anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises 2022 an Nan Goldin widmet sich die Akademie der Künste in Berlin ab morgen einer der zentralen Positionen der zeitgenössischen Fotografie. Rund fünfzig Schwarzweiß- und Farbfotografien aus Boston, New York, Berlin und Asien sowie aktuelle großformatige Landschaften und Grids geben einen Überblick über das in fünf Jahrzehnten entstandene, umfangreiche Œuvre der Künstlerin. Die Jury hob insbesondere Goldins Engagement für die Akzeptanz und zunehmende Anerkennung der LGBTQ*-Szene hervor. Mit Fotografien aus ihrem persönlichen Lebensumfeld sowie dem Kreis der Community habe sie Tabus gebrochen und Grenzen überwunden. Dabei beeindrucke Goldin insbesondere durch die Unmittelbarkeit ihrer Arbeiten, die ihrer physischen und emotionalen Zugehörigkeit und Distanzlosigkeit zu einer Lebenswelt zuzuschreiben sei, die vielen Menschen ohne ihre Werke verschlossen bliebe. Die Preisverleihung findet am 3. März statt.
1953 in Washington geboren, wuchs Nan Goldin in Boston auf und entdeckte bereits als Teenager die Fotografie. Der befreundete Fotograf David Armstrong führte Goldin in homosexuelle und transsexuelle Kreise ein, deren Protagonisten neben ihrem persönlichen Freundeskreis zu den bevorzugten Modellen ihrer fotografischen Dokumentationen werden sollten. Durch ihr Studium an der School of the Museum of Fine Arts und der Tufts University in Boston begann die junge Künstlerin mit der Farbfotografie. 1991 besuchte die Fotografin auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Berlin und blieb für vier Jahre. Heute lebt und arbeitet Goldin in New York. Ihre feinfühligen Arbeiten faszinieren durch eine gekonnte Balance aus Intimität und Objektivität. In dem Porträt „Thora on my white bed“ von 2020 präsentiert die Künstlerin offenherzig den entblößten Oberkörper und die nackten Beine des Modells, dennoch strahlt die Aufnahme keineswegs Verruchtheit sondern eher eine zarte Verträumtheit und Unschuld aus. Trotz ihrer provokativen und lasziven Posen wirken Goldins Modelle in ihrer intimen Umgebung verletzlich, sei es auf dem Bett liegend oder in das eigene Spiegelbild versunken, wie in der Serie „Mirror“ aus den Jahren 1991 bis 2008.
Neben einer aktuellen Retrospektive „This Will Not End Well“ im Moderna Museet in Stockholm waren Nan Goldins Arbeiten zuletzt in der Tate Modern in London, dem Irish Museum of Modern Art in Dublin und dem Château de Versailles bei Paris zu sehen. Unter zahlreichen Auszeichnungen wurde die Filmemacherin unter anderem mit der Centenary Medal der Royal Photographic Society in London, dem Hasselblad Award und der Ernennung zum Commandeur des Arts et des Lettres geehrt. Anlässlich der Berliner Ausstellung zeigt die Akademie der Künste in einer Preview Laura Poitras’ Film „All the Beauty and the Bloodshed“, der über Nan Goldins Kampf gegen den Pharmakonzern der Unternehmerfamilie Sackler berichtet und im vergangenen Jahr den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen hat.
Die Ausstellung „Käthe-Kollwitz-Preis 2022. Nan Goldin“ läuft vom 20. Januar bis zum 19. März. Die Akademie der Künste ist dienstags bis sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet, am Wochenende sowie an Feiertagen bereits ab 11 Uhr. Der Eintritt beträgt regulär 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Bis 18 Jahre, dienstags sowie jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die zur Preisverleihung am 5. März vorliegen wird.
Akademie der Künste
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