Leiko Ikemura in Berlin  |  | in der Ausstellung „Leiko Ikemura. Witty Witches“ | |
Das Berliner Georg-Kolbe-Museum widmet sich Leiko Ikemuras Auseinandersetzung mit der Natur, mit dem Thema Weiblichkeit und dem zyklischen Rhythmus von Leben und Tod. Über 30 Skulpturen und ausgewählte Gemälde sowie Zeichnungen oszillieren zwischen Form und Formauflösung und zeugen vom Spannungsverhältnis zwischen der Traditionen der Bildhauerei und der Materialität. Mit den Objekten will die japanische Künstlerin, die seit 1990 in Berlin lebt, auch die menschliche Entwicklung erkunden und die einzelnen Kunstgattungen verschmelzen. Ihre Arbeiten aus der Werkserie „Usagi“ hat sie als Reaktion auf die Atomkatastrophe 2011 in Fukushima geschaffen und will mit ihnen Behütung und Fürsorge deutlich machen: Drei Hasenfiguren stellen in der Berliner Schau alternative Schutzgeister nach shintoistischer Vorstellung dar. „Usagi double-headed Hoshi“ verbindet das japanische Wort für Hase „Usagi“ mit dem Wort für Stern „Hoshi“. Die Größe und Körperhaltung verweisen dagegen auf die christliche Ikonografie der Mutter Gottes, die unter ihrem Mantel Schutz bietet. Mit den „Usagi“ gibt Ikemura einer spirituellen Dimension Raum und hat eine universelle Symbolfigur des Mitgefühls kreiert.
Von der Vergänglichkeit zeugt dann die liegende Geisterfigur „Memento Mori I“: Steht der Besucher doch hauptsächlich vor einer Hülle, die nur aus irdener Kleidung besteht. Gleichzeitig fühlt man sich an eine Metamorphose erinnert, denn die leere Krinoline verweist in ihrer tulpenhaften Form auf einen verlassenen Kokon; die bewohnende Seele ist weitergezogen. Lebensfroher wirkt hingegen das Arrangement von transparenten Plastiken. Die Figuren aus massivem Glas leuchten je nach Lichteinfall. Begleitet von Bildern, die die farbige Leuchtkraft in ein anderes Medium überführen, entsteht so eine kosmisch-himmlische Atmosphäre. Um den Konnex ihrer Arbeiten zu Natur zu steigern, hat Leiko Ikemura den Ausstellungsraum in den Skulpturengarten erweitert und stellt dort ihre Schöpfungen denen der ständigen Sammlung gegenüber.
Die Schau „Leiko Ikemura. Witty Witches“ läuft bis zum 1. Mai. Das Georg Kolbe Museum hat täglich außer dienstags von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Georg-Kolbe-Museum
Sensburger Allee 25
D-14055 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 30 42 144 |