Architekt Arno Lederer gestorben  |  | Arno Lederer (1947-2023) | |
Arno Lederer ist tot. Der bekannte deutsche Architekt ist am vergangenen Samstag im Alter von 75 Jahren in seiner Geburtsstadt Stuttgart nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Das teilte sein Büro mit, das er 1979 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gründet hatte. In seine Firma nahm er sukzessive weitere Partner auf, führte sie seit 2012 als Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO), verabschiedete sich seit 2016 mit seiner Frau Jórunn Ragnarsdóttir sukzessive daraus und übertrug zu Beginn des Jahres 2023 letzte Anteile an LRO. Mit ihm verliere das Architekturbüro eine starke Persönlichkeit, eine souveräne, aber auch empathische und humorvolle Leitfigur und einen unentwegten Streiter für wohltuend auf die Umgebung einwirkende Stadtbausteine und auch für Witz, Freude und ganz schlicht Schönheit in der gestalteten Umwelt, heißt es im Nachruf von LRO. Mit seiner klaren Haltung und kaum gebremster Kreativität habe er in Entwurf, baulicher Umsetzung und in der Lehre ganze Generationen von Mitarbeitern und Studierenden geprägt, mit Engagement, Wortmeldungen und Diskursbeiträgen sich in Bezug auf städtebauliche und gesamtgesellschaftliche Fragen in den öffentlichen Diskurs eingebracht und dabei den Blick auf das Wesentliche gelenkt.
Arno Lederer entwarf unter anderem die Neubauten des Historischen Museums in Frankfurt am Main oder des Volkstheaters in München und wirkte im Gestaltungsbeirat für die Frankfurter Altstadt mit. Kennzeichnend ist dabei Lederers klare und schlichte Formensprache, die seine Schulen, Theater, Museen und Wohnhäuser auszeichnet. Eine gezielte Lichtführung ergänzt das Spiel mit unterschiedlichen Materialien und ihren Texturen, wie sie etwa Beton, Ziegelsteine und Glas bieten. Häufig rundete er auch den rechten Winkel ab, etwa bei der Gustav-von-Schmoller-Schule in Heilbronn oder bei der Erweiterung des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt. Bezugspunkte für die Entwürfe seines Büros bilden neben Le Corbusier und Louis Kahn auch skandinavische Architekten wie Alvar Aalto, Sigurd Lewerentz und Peter Celsing.
Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, beschreibt die Ideen von Lederer als formenfroh und niemals langweilig. So griff er beim Hessischen Staatstheater auf fließende Formen und rote Farbakzente an weißen Baukörpern zurück, setzte auf das dunkle Grau der Schieferverkleidung beim Umbau der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach helle Akzente um Fenster und Treppen und beachtete dabei die ursprüngliche Bauzeit der 1960er Jahre. Seine Erfahrungen im Entwerfen und Bauen gab Arno Lederer an diversen Lehrinstituten weiter, darunter an der Fachhochschule für Technik in Stuttgart, an der Universität Karlsruhe und schließlich an der Universität Stuttgart. Von 2000 bis 2005 war Lederer Mitglied des Beirats im Deutschen Architekturmuseum, von 2002 bis 2006 wissenschaftlicher Beirat im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Berlin, ab 2014 Mitglied im Bayerischen Landesbaukunstausschuss sowie von 2014 bis 2018 Mitglied im Baukollegium Zürich.
Arno Lederer, am 3. Oktober 1947 geboren, studierte Architektur von 1968 bis 1976 an der Universität Stuttgart und an der Technischen Universität in Wien. 1977 arbeitete er im Büro von Ernst Gisel in Zürich, 1978 in Tübingen bei Berger Hauser Oed. Ein Jahr später machte sich Lederer selbstständig. 1985 nahm er die Isländerin Jórunn Ragnarsdóttir als Partnerin auf, 1992 folgte Marc Oei. Zahlreiche Preise und Ehrungen wurden ihm zuteil, darunter 2000 der Hugo-Häring-Preis des Bundes Deutscher Architekten für den Bau der EnBW, 2013 der Deutsche Architekturpreis und 2014 der Preis des DAM für das Kunstmuseum Ravensburg und 2021 der polis award für das Volkstheater in München, das auch auf der Finalistenliste zum DAM Preis 2023 steht. Darüber hinaus war Lederer auch als Jurymitglied aktiv, darunter bei den Wettbewerben zum Humboldt Forum und zum Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin, dem neuen Konzerthaus in München und bei Stuttgart 21. |