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Marktberichte |
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Bassenge gilt nicht als Spezialist für Skulpturen. Doch diesmal stand ein bildhauerisches Kleinod eines womöglich großen Meisters an der Spitze der Auktionsrunde in Berlin  Ein Kreuz für den Papst

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 |  | Der gekreuzigte Christus, Florenz, 1680er Jahre | |
Eigentlich sind Skulpturen der vergangenen Jahrhunderte nicht das angestammte Terrain von Bassenge. Doch bei seiner letzten Auktionsrunde wartete der Berliner Versteigerer mit einer feinen Elfenbeinschnitzerei auf. Ein florentinischer Corpus Christi der 1680er Jahre führte mit seiner Bewertung von 60.000 Euro schon die Auktion „Gemälde Alter und Neuerer Meister“ an. Wer hinter dem qualitätvollen Kruzifix steckt, das zuletzt in einer süddeutschen Privatsammlung hing und bislang der Forschung unbekannt war, ist nicht bekannt. Allerdings legte der ausführliche Katalogbeitrag nahe, dass es sich um Balthasar Permoser handeln könnte. Denn der Barock-Bildhauer gilt als der bedeutendste Elfenbeinschnitzer, der für die Medici in Florenz tätig war, ehe er an den Dresdner Hof beordert wurde. Auch die Provenienz des Gekreuzigten, der seinen Blick flehentlich zum Himmel wendet, weckte die Kauflaune der internationalen Sammler; gehörte er doch einst Papst Innozenz XI., worauf das original erhaltene Lederetui hinweist. Dies alles überzeugte eine französische Stiftung, die die Konkurrenz erst bei 400.000 Euro aus dem Rennen werfen konnte.
Werke Alter Meister
Eine Heilige Familie samt Engel vor einer hügeligen Flusslandschaft mit Burg, Dörfern und Bewohnern aus der Werkstatt Pieter Coecke van Aelsts d.Ä. behauptete sich am 1. Dezember mit 32.000 Euro zudem klar auf der Habenseite (Taxe 15.000 EUR), ebenso ein makabrer flämischer Tondo des 17. Jahrhunderts, auf dem ein zahnloser Totenschädel mit Lorbeerkranz lachend und triumphierend über der Welt schwebt. Hier engagierte sich eine belgische Stiftung bei zuletzt 34.000 Euro (Taxe 9.000 EUR). Mit diesen einträglichen Werten konnte Bassenge bei einer losbezogenen Verkaufsrate von durchschnittlichen 54,8 Prozent einige Ausfälle wieder wettmachen, etwa Jacob Ducks brauntönige Wachstube mit rauchenden und kartenspielenden Soldaten oder das um 1740/50 in Schweden gemalte Bildnis eines Edelmanns im Schäferkostüm (Taxe je 12.000 EUR). Auch auf Barbara Rosina Lisiewskas charmantes Portrait einer Dame von Tschirschky und Bögendorff im delikat ausgeführten weißen Spitzenkleid von etwa 1760 (Taxe 24.000 EUR) und auf Franz Gareis’ nachdenkliches Konterfei der Fürstin Elisabeth Putjatin in weitem Schal um 1796/98 musste Bassenge verzichten (Taxe 15.000 EUR).
Die Miniaturen, um die sich der Berliner Versteigerer seit einigen Jahren verstärkt kümmert, riefen dann wieder mehr Bieter auf den Plan. Bei Nicholas Hilliards Porträt einer Frau mit schwarzer Haube und prächtigem Spitzenkragen, das die Mode des Elisabethanischen Zeitalters spiegelt, sprangen 21.000 Euro heraus (Taxe 10.000 EUR), bei zwei ovalen, nicht ganz vollendeten Bruststücken junger Heranwachsender von John Smart aus 1770er Jahren 3.400 Euro und 3.200 Euro (Taxe je 1.000 EUR). Jean-Baptiste Isabeys romantisches Portrait des französischen Finanzministers Comte Antoine Roy in goldbestickter grüner Jacke von 1828 ergatterte ebenfalls unerwartete 9.500 Euro (Taxe 1.200 EUR).
Preisnachlässe gab es dann bei einer großformatigen südlichen Landschaft mit Viehhirten an einem Wasserfall von Abraham Jansz Begeyn von 24.000 Euro auf 18.000 Euro oder bei einer Heiligen Familie mit der heiligen Anna aus dem Umkreis Peter Paul Rubens’, die 1992 bei Christie’s in New York schon einmal 42.000 Dollar einbrachte, von 12.000 Euro auf 10.000 Euro. Freude hatte die Kundschaft dann wieder bei einem deutschen Vexierbild des 18. Jahrhunderts, auf dem sich aus einer Flusslandschaft mit Fischern ein Hügel in Kopfform herausschält, und spendierte dafür 11.000 Euro (Taxe 6.000 EUR).
Gemälde des 19. Jahrhunderts
Star bei den Neueren Meistern war der Berliner Architekturmaler Friedrich Wilhelm Klose. Seine noch dörfliche Ansicht der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche im heutigen Berliner Bezirk Tempelhof erregte vor allem die Gemüter der dortigen Sammlerschaft, die das historisch-dokumentarische Sujet von 18.000 Euro auf 70.000 Euro hoben. Der nächste Preisschritt sank auf 12.000 Euro herab. Während sich Louis Picards junger weiblicher Akt mit langen Haaren als symbolistisches Sinnbild für die Adoleszenz (Taxe 6.000 EUR) und Poppe Folkerts’ bewegte Impression eines Fischerboots vor Norderney auf diesen Wert hocharbeiteten (Taxe 4.500 EUR), gab sich Emile Muniers sentimentale Genreszene eines Geschwisterpaars, bei dem das ältere Mädchen ihrem jungen Bruder das Lesen beibringt, damit zufrieden (Taxe 15.000 EUR).
Auch für Anton Einsles keck lauschenden Amor mit Bogen hinter einer blauen Stoffbahn war schon bei 6.500 Euro Schluss (Taxe 9.000 EUR), ebenso für Otto Gelengs Blick über das antike Theater von Taormina auf den schneebedeckten Ätna bei 3.000 Euro (Taxe 4.500 EUR) und für Ernst Koerners abendliche Nillandschaft vor Kairo mit der darüber thronenden Alabastermoschee aus dem Jahr 1912 bei 13.500 Euro (Taxe 20.000 EUR). Gefragt war hingegen seine Ölstudie der archäologischen Ausgrabungen im Al-Asasif-Tal bei Theben von 1887 mit 4.200 Euro (Taxe 2.400 EUR). Bei den Orientalisten brillierte noch Leopold Carl Müller mit zwei hochformatigen skizzenhaften Malereien vom menschenleeren Kairo, darunter mit dem Mamelukengrab für 3.400 Euro (Taxe 1.800 EUR), während Charles-Théodore Frère mit seiner Karawane, die eben in eine Karawanserei bei den Pyramiden von Gizeh einzieht, bei 12.000 Euro passen musste.
Der Wiener Maler Josef Feid brauchte sich mit seiner unspektakulären alten Eiche vor einem Wäldchen nicht hinter der Schätzung von 1.800 Euro zu verstecken; der Zuschlag erfolgte schließlich bei 4.600 Euro. Von den wieder zahlreich anwesenden dänischen Künstlern nahmen die Käufer beherzt Thorald Læssøes palmenbestandenen Park der römischen Villa Spithöver für 6.000 Euro (Taxe 4.500 EUR) und Janus la Cours sommerliche Marina Piccola auf Capri von 1870 für 8.000 Euro mit (Taxe 7.500 EUR), ließen aber auch Anton Erik Christian Thorenfelds romantisch aufgefassten, einsamen Maler über einer Klippe im Sonnenuntergang (Taxe 1.600 EUR) oder Hans Christian Koefoeds Ausschnitt der Takelage und der Ankerwinde auf der Schonerbrigg Levante von 1897 links liegen (Taxe 3.000 EUR). Dieses Schicksal widerfuhr außerdem Franz Heinrichs jungem Limonadenverkäufer mit Eselkarren im Hafen von Triest (Taxe 9.000 EUR).
Den gebürtigen Münchner Karl Heilmayer zog es gleichfalls nach Italien, wo er gerne atmosphärische Landschaften mit Mondscheinnächten bei diesigen Stimmungen anlegte. Während sich sein Vollmond über dem Arno mit Blick auf Florenz mit 1.600 Euro begnügte (Taxe 2.400 EUR), legte seine vergleichbare, aus mehreren Kirchenmotiven komponierte Nachtszene in der Lagune von Venedig von 1.200 Euro auf 4.000 Euro zu. Auch die spätsommerliche Landschaft mit Heugarben des russischen Realisten Alexander Alexandrowitsch Kisseljoff aus dem Jahr 1889 blieb bei 6.000 Euro nicht unentdeckt (Taxe 1.500 EUR). Zu diesem Wert und damit genau zur Einschätzung der Experten verabschiedete sich ferner Carl Fahringers friedliches Stelldichein von Tiger, Goldfasan, Kakadu und Makake.
An das Ende der Auktion hatte Bassenge auch einige historistisch-symbolistische Werke positioniert. Während Maximilian Lenz’ Allegorie „Frühlingserwachen“ mit vier jugendlichen musizierenden Frauen, die als Winde durch die ersten grünen Blätter rauschen, bei 9.000 Euro keinen Abnehmer fand und Hanns Pellars rokokohafte Dame im Park mit Blumengirlande nur auf 3.200 Euro kam (Taxe 5.000 EUR), generierte wenigstens Alexander Frenz’ in der Antike angesiedelte Penelope von 1903, die mit einem kleinen Amor auf einer Terrasse über dem Meer nach Odysseus Ausschau hält, mit 2.500 Euro in etwa die erwarteten 2.800 Euro. Taxgerecht jagte bei 6.000 Euro Georg Wrbas dunkle Bronzefigur der Göttin Diana mit angespanntem Bogen auf einer Hirschkuh davon.
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Galerie Bassenge Erdener Straße 5a DE-14193 Berlin |
 | Telefon:+49 (030) 893 80 290 | Telefax:+49 (030) 891 80 25 |  |  | E-Mail: info@bassenge.com |  | Startseite: www.bassenge.com |
26.01.2023 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Werner Häußner |  |
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 Georg Wrba, Diana auf
der Hirschkuh |  | Taxe: 6.000,- EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 6221 |  |  |  |  |  | 
 Emile Munier, Die
Geschwister beim
Lesenlernen mit
einer
Bildergeschichte |  | Taxe: 15.000,- EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 6142 |  |  |  |  |  | 
 Otto Geleng, Das
antike Theater von
Taormina mit Blick
auf den
schneebedeckten
Ätna |  | Taxe: 4.500,- EURO Zuschlag: 3.000,- EURO Losnummer: 6136 |  |  |  |  |  | 
 Abraham Jansz
Begeyn, Südliche
Landschaft mit
Viehhirten vor einem
Felshang mit
Wasserfall |  | Taxe: 24.000,- EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 6009 |  |  |  |  |  | 
 Ernst Koerner,
Nillandschaft mit
Blick auf Kairo und
die
Alabastermoschee,
1912 |  | Taxe: 20.000,- EURO Zuschlag: 13.500,- EURO Losnummer: 6154 |  |  |  |  |  | 
 Flandern,
Triumphierender
Tod: Schädel mit
Lorbeerkranz und
Uroboros, 17.
Jahrhundert |  | Taxe: 9.000,- EURO Zuschlag: 34.000,- EURO Losnummer: 6007 |  |  |  |  |  | 
 Ernst Koerner,
Archäologische
Ausgrabungen im
Al-Asasif-Tal bei
Theben in
Oberägypten, 1887 |  | Taxe: 2.400,- EURO Zuschlag: 4.200,- EURO Losnummer: 6160 |  |  |  |  |  | 
 Anton Einsle,
Lauschender Amor |  | Taxe: 9.000,- EURO Zuschlag: 6.500,- EURO Losnummer: 6063 |  |  |  |  |  | 
 Nicholas Hilliard,
Portrait einer
jungen Frau mit
schwarzer Haube im
braunen Haar |  | Taxe: 10.000,- EURO Zuschlag: 21.000,- EURO Losnummer: 6038 |  |  |  |  |  | 
 Thorald Læssøe, Im
Park der Villa
Spithöver in Rom |  | Taxe: 4.500,- EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 6088 |  |  |  |  |  | 
 Janus la Cour, Häuser
in Marina Piccola auf
Capri, 1870 |  | Taxe: 7.500,- EURO Zuschlag: 8.000,- EURO Losnummer: 6089 |  |  |  |  |  | 
 Louis Picard,
Adoleszenz
(Weiblicher Akt an
der Tür) |  | Taxe: 6.000,- EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 6228 |  |  |  |  |  | 
 Friedrich Wilhelm
Klose, Ansicht der
Dorfkirche in
Temperhof |  | Taxe: 18.000,- EURO Zuschlag: 70.000,- EURO Losnummer: 6075 |  |  |
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