Fragen um Menschen und KI in Stuttgart  |  | Heather Dewey-Hagborg und Chelsea E. Manning, Probably Chelsea, 2017 | |
In der Schau „Shift“ beschäftigt sich das Kunstmuseum Stuttgart derzeit mit Fragen zur Künstlichen Intelligenz. Der Kuratorin Eva-Marina Froitzheim geht es dabei um den Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft. Die Schlüsseltechnologie des digitalen Wandels beeinflusst nicht nur soziale, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge, sondern stellt auch Fragen nach der conditio humana. Neben einer Begeisterung für die Möglichkeiten von KIs mehren sich auch Stimmen, die vor Risiken warnen. Die acht Künstler*innen und Kollektive, darunter Heather Dewey-Hagborg, Christoph Faulhaber, kennedy+swan, das Schweizer Duo knowbotiq aus Yvonne Wilhelm und Christian Hübler sowie Jenna Sutela, stellen in ihren Werken verschiedene Perspektiven der Verschränkung von KIs und unserer Lebensrealität vor.
Die Algorithmen von KIs sind im Alltag und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Es geht nicht nur um Maschinen, die mechanische Arbeit leisten, sondern auch intellektuelle und strategische Funktionen. Die Künstler*innen erkunden in ihren Arbeiten die ethische Verantwortung im Umgang mit einer KI. Inwieweit unterscheidet sich eine biologische von einer künstlichen Intelligenz und wie verhält sich eine KI zu Konzepten von Vernunft, Freiheit und Verantwortung? Die 1987 in Bonn geborene Louisa Clement thematisiert in ihren Fotografien und Installationen die alte Vorstellung einer Beziehung zwischen Mensch und Maschine. In „attachment Disorder“ von 2021 hält eine weibliche Maschinenpuppe schützend ein menschliches Kleinkind. Der Titel verweist auf eine gestörte Sympathie, die entweder das Kind zur seiner KI-Mutter oder die Maschine zu dem Kind entwickeln könnten.
Christian Kosmas Mayer, 1976 in Sigmaringen geboren, synthetisiert mithilfe von KI die Stimme einer 2000 Jahre alten, männlichen Mumie aus Ägypten. Diese ist in seiner Acht-Kanal- Installation „Maa Kehru“ von 2021/22 zu hören. Eine Art technologisch erzeugte Unsterblichkeit bildet auch die Basis für seine animierten Fotografien, die historische Porträts des US-amerikanischen Fotografen William H. Mumler (1832-1884) nutzen. Mumler ließ scheinbar Geister in seinen durch Doppelbelichtung manipulierten Fotos auftauchen; Mayer projiziert seine eigene Mimik auf die Porträts aus Mumlers Atelier und erweckt die Personen so zu neuem Leben. Hito Steyerls Einkanalvideo „SocialSim“ von 2020 verbindet computeranimierte und gefilmte Szenen. Es geht um Simulationsmodelle zur Berechnung menschlicher Handlungen oder zur Voraussage von Naturkatastrophen. Die 1966 in München geborene Künstlerin legt den Fokus auf die schnelle Bilderabfolge und illustriert damit die Datenflut, die bei der Analyse unseres Handelns und Tuns anwächst.
Die Ausstellung „Shift. KI und eine zukünftige Gemeinschaft“ ist bis zum 21. Mai zu sehen. Das Kunstmuseum Stuttgart hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, freitags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 11 Euro, ermäßigt 8 Euro. Die begleitende Publikation zur Schau kostet im Museum 25 Euro.
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 1
D-70173 Stuttgart
Telefon: +49 (0)711 – 216 196 00 |