Keramikerinnen der Moderne in Staufen  |  | Ilse Hohenreuther, Wandmaske, 1929 | |
Das Keramikmuseum in Staufen im Breisgau erinnert aktuell in einer Sonderschau an zehn Keramikerinnen der Moderne. Frauen arbeiteten schon seit dem Jugendstil künstlerisch mit Ton und unterhielten eigene Werkstätten. In der Weimarer Republik konnten sie dann auch Firmenabteilungen leiten und damit die Ausrichtung von Keramikbetrieben durch ihre Kunst prägen. Eine weitere Neuerung war, dass Künstlerinnen auch Unternehmerinnen wurden, Manufakturen gründeten und sich trotz diverser Widerstände in einem immer noch männlich dominierten Kunstbetrieb behaupteten. Die Schau in Staufen gibt einen Querschnitt der unterschiedlichen stilistischen, kulturgeschichtlichen und politischen Phänomene der Zwischenkriegszeit. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten mussten sich Künstlerinnen Strategien ausdenken, um auf die Veränderung und Herausforderungen zu reagieren. Unter den Exponaten sind nicht nur Werke bekannter Keramikerinnen wie Eva Stricker-Zeisel, Marguerite Friedlaender-Wildenhain, Margarete Heymann-Marks oder Hedwig Bollhagen, sondern auch weniger geläufige Persönlichkeiten wie Martha Katzer und Else Bach, die mit zwei jungen spielenden Tigern vertreten ist. Ein Werk der Glaskünstlerin Gerda Conitz schließt die Schau ab.
Weitgehend vergessen ist die 1911 geborene Ilse Hohenreuther, die ab 1926 an der Majolika Manufaktur in Karlsruhe tätig war. 1930 schuf sie ihre Gruppe von drei Mädchen und spielte dabei mit der Standfläche. Denn die fehlenden Unterschenkel der drei teils dunkelhäutigen Frauen lassen es unklar, ob sie in einem Gewässer stehen oder es sich um eine andere legere sommerliche Situation handeln soll. Ausgeführt wurde die Figurengruppe an Majolika Manufaktur Karlsruhe, die auch das geometrisch schlichte Keramikset mit blauem Spritzdekor von Martha Katzer zwischen 1927/30 auflegte. Vally Wieselthier führte 1924 in ihrer Werkstätte in Wien die halbnackte stehende junge „Abisag“ aus. Über das dominierende Weiß von Leib und anliegendem Kleid ließ sie zarte Farbströme in Lindgrün hinabfließen, die ein abstraktes Element in die Gestalt einbringen.
Die Ausstellung „Tonangebend. Starke Frauen und ihre Kunst 1918 – 1945“ ist bis zum 30 November 2024 zu sehen. Geschlossen bliebt für die Winterpause zwischen dem 30. November 2023 und dem 2. Februar 2024. Das Keramikmuseum in Staufen hat mittwochs bis samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Badisches Landesmuseum – Keramikmuseum Staufen
Wettelbrunner Straße 3
D-79219 Staufen im Breisgau
Telefon: +49 (0)7633 – 67 21 |