Sotheby’s präsentiert Spitzenlose deutscher Kunst in Köln  |  | Franz Marc, Stier, um 1911 | |
Noch bis Freitag sind bei Sotheby’s in Köln ausgewählte Meisterwerke zweier deutscher Privatsammlungen zu sehen, die Mitte März in Paris unter den Hammer kommen. Großteils stammen die Arbeiten aus der Kollektion von Robert und Helga Ehret. Das Spektrum ihrer Interessen, das den im August 2022 verstorbenen Deutsche Bank-Manager und seine Gattin seit den 1970er Jahren zum Kunstkauf anregte, reicht von Edgar Degas und Paul Gauguin über Paul Klee und Erich Heckel bis hin zu Sam Francis. Spitzenlos der Offerte ist Lyonel Feiningers Gemälde „Giebel IV“ von 1941. Die orange-rote Fassadenfront, deren steile Giebel in den grasgrünen Hintergrund einschneiden, ist für 500.000 bis 700.000 Euro zu haben und war das letzte Mal vor über 40 Jahren auf dem Kunstmarkt zu finden. Aus dem Gründungsjahr der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ 1911 stammt wohl Franz Marcs bulliger „Stier“. Die gefühlvolle und in Tempera auf Karton ausgeführte Arbeit war ebenfalls seit vier Dekaden nicht mehr öffentlich zu sehen. Im März soll sie bei Sotheby’s rund 300.000 bis 400.000 Euro einspielen.
Ein spannendes Paar bilden die zwei aus kreisförmigen Farbflächen arrangierten Arbeiten von Emil Nolde und Ernst Wilhelm Nay. Ersterer schuf 1908 ein Meer aus dunklen und geheimnisvoll anmutenden „Stiefmütterchen“, die anhand der vereinzelten grünen Halme und gelben Pollenstempeln gerade noch erkennbar sind. Dem gegenüber bildet Nays Arbeit „Mit fünf grünen Punkten“ von 1956 nur mehr ein reduziertes Gebilde aus abstrakten Scheiben, die zu einem Meer aus Formen und Farben verschwimmen. Welches der beiden Stücke am Ende preislich die Nase vorne hat, bleibt abzuwarten. Bei der Schätzung führt Nays Abstraktion mit 400.000 bis 600.000 Euro jedenfalls knapp vor dem Expressionisten Nolde mit 350.000 bis 550.000 Euro.
Abgerundet wird die Schau in Köln von einem Gemälde des französischen Künstlers Francis Picabia aus einer weiteren deutschen Sammlung. Das Werk „Linné“ von 1933 gehört zu seiner Serie der „Transparencies“, in der der Franzose auf Geschichte und Mythologie zurückgriff und verschiedene Ebenen überlagerte, hier das Bildnis des schwedischen Botanikers Carl von Linné aus dem 18. Jahrhundert mit Zitaten aus der Natur. Dafür sind 350.000 bis 550.000 Euro vorgesehen. Vor gut einem Jahr erbrachte Picabias „Pavonia“ aus der selben Werkserie bei Sotheby’s den Netto-Rekordpreis von 8,5 Millionen Euro.
Die Besichtigung im Palais Oppenheim, der Kölner Niederlassung von Sotheby’s, ist vom 8. bis 10. Februar zwischen 10 und 17 Uhr möglich. Danach sind die Werke vom 22. bis 28. Februar in London zu sehen, bevor sie am 15. März in Paris versteigert werden.
Palais Oppenheim
Gustav-Heinemann-Ufer 136-138
D-50968 Köln
Telefon: +49 (0)221 – 20 71 70 |