Architekt Franz Kiener gestorben Franz Kiener ist tot. Der österreichische Architekt starb am 13. Februar im Alter von 96 Jahren. Das teilte das Architekturzentrum Wien mit. Seine Bauten hätten die Architekturgeschichte nachhaltig bereichert, sein umfangreiches Œuvre sei gerade auf dem Weg der Wiederentdeckung, würdigt das Museum den Verstorbenen, dessen Archiv seit 2016 zum Sammlungsbestand des Hauses gehört. Kieners Zeitzeugenschaft ende nun nach rund 70 Jahren aktiver Architektenlaufbahn.
Aufgrund des Kriegsdienstes konnte der 1926 geborene Kiener seine Ausbildung zum Architekten erst nach der Beendigung des Zweiten Weltkriegs aufnehmen. Dazu schrieb er sich 1946 an der Staatsgewerbeschule in Salzburg bei Hermann Rehrl senior ein, der bei Clemens Holzmeister studiert hatte. Weitere bekannte Absolventen dieser Schule in den 1940er Jahren waren Friedrich Achleitner, Johann Georg Gsteu, Friedrich Kurrent, Wilhelm Holzbauer und Hans Puchhammer. Im Anschluss setzte Kiener seine Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Holzmeister selbst fort. Eine weitere prägende Figur war der Architekt Eugen Wachberger, in dessen Büro Kiener von 1949 bis 1956 arbeitete. In Salzburg besuchte Kiener 1956 ein Sommerseminar von Konrad Wachsmann, der Themen wie Planen im Raster, modulare Ordnungssysteme sowie Vorfertigung vermittelte und ebenfalls einen nachhaltigen Einfluss auf Kieners Schaffen ausübte.
Zu den bekannten Arbeiten Kieners gehört die Planung der „Gartenstadt Süd“ in Maria Enzersdorf bei Wien, die er 1959 gemeinsam mit Wilhelm Hubatsch und Gustav Peichl einreichte. Die Siedlung wurde 1963 fertiggestellt. Dabei handelte es sich um eine städtebauliche Gesamtplanung, deren Grundriss einem Schmetterling gleicht. Eine prominente Landmarke der relativ flachen Bebauung bildet bis heute das siebenstöckige Verwaltungsgebäude der Energieversorgung Niederösterreich, das am Kopf des Schmetterlings sitzt. Von 1970 bis 1973 wurde das Bundesrealgymnasium in Imst unter der Leitung von Kiener, Ferdinand Kitt und der Mitarbeit von Gerhard Kleindienst umgesetzt. Die modulare Bauweise als Stahlskelettbau und die flexible Innenraumgestaltung in Leichtbauweise waren damals innovativ und inspirierten nachfolgende Bauten. Heute ist das Schulgebäude denkmalgeschützt. Neben solchen Großbauprojekten entwarf Franz Kiener auch viele Wohnhäuser, hierbei folgte er keiner strengen Doktrin, sondern ging auf die Wünsche der Bauherren ein. Nach dem Abschluss der Sanierung des Karl-Marx-Hofs in den 1980er Jahren, der als Architekturikone des Roten Wiens gilt, beteiligte sich Kiener an weiteren Stadterneuerungsprojekte in der österreichischen Hauptstadt. |