Schering-Sonderpreis für Yevgenia Belorusets  |  | Yevgenia Belorusets erhält den Sonderpreis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung | |
Die ukrainische Künstlerin Yevgenia Belorusets wird morgen mit dem Sonderpreis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung ausgezeichnet, der mit 14.000 Euro dotiert ist. Das Schaffen der Fotografin und Schriftstellerin, die sowohl in Kiew als auch in Berlin lebt und arbeitet, ist für die Jurymitglieder angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von herausragender Bedeutung und verdient besondere Aufmerksamkeit: „Seit dem Beginn der russischen Übergriffe auf die Ostukraine im Jahr 2015 hat Belorusets einen literarisch-dokumentarischen Ansatz entwickelt, mit dem sie fotografische Zeugnisse und persönliche Geschichten, eigene Beobachtungen und fremde Kommentare aus den sozialen Medien zusammenführt“, so die Jury in ihrer Begründung. Insbesondere die „traurige Klarheit“ und „emphatische Diskretion“ ihrer Arbeiten seien bemerkenswert. Belorusets mache auf diese Weise „die emotionale Realität der Menschen in der Ukraine spürbar“.
In ihrem Werk lotet die 1980 geborene Yevgenia Belorusets die Grenzen zwischen Kunst, Literatur, Journalismus, Wissenschaft und Aktivismus aus. In ihrer künstlerischen und literarischen Praxis beschäftigt sie sich seit Jahren mit der politischen Situation in der Ukraine. 2013 hielt Belorusets die Proteste auf dem Maidan in Kiew in eindrücklichen Schwarz-Weiß-Fotografien fest. In den Jahren 2014 bis 2019 reiste sie immer wieder in die Ostukraine, um dort den Alltag in Kriegszeiten zu untersuchen und zu beschreiben. Ihre Recherchen, ihre fotografische Arbeit sowie ihr Schreiben münden in einen Stil, der Fotografie und Text miteinander verknüpft.
Die Schering Stiftung in Berlin hat den Sonderpreis für künstlerische Forschung in diesem Jahr zum ersten Mal ausgelobt. Die Auszeichnung soll die Künstlerin und Autorin in ihrem künstlerischen Tun unterstützen und in zukünftige Projekte einfließen. In den vergangenen Jahren legte Belorusets ambitionierte fotografische Langzeitprojekte vor. Dazu gehören „Gogol Street 32“, in dem sie die Bewohner eines kommunalen Wohnhauses bei ihren täglichen Verrichtungen in einem langsam zerfallenden Wohnumfeld zeigte, oder „Victories of the Defeated“ (Siege der Besiegten), für das sie zwischen 2014 und 2016 Kohlebergwerke in der Ukraine unweit der Kriegszone im ostukrainischen Donbas besuchte, um das Arbeiten dort vor dem Hintergrund des militärischen Konflikts zu erfassen. |