Karl Otto Hy in Wiesbaden aufgestöbert  |  | Karl Otto Hy, Waldstraße in Wiesbaden, 1935 | |
Das Museum Wiesbaden hat den Sammler Frank Brabant anlässlich seines 85. Geburtstags eingeladen, in den hauseigenen Depots auf Entdeckungsreise zu gehen. Dabei ist der Wiesbadener Mäzen, der dem Museum seine rund 600 Werke umfassende Kollektion deutscher Kunst der Moderne vermacht hat, auf Karl Otto Hy gestoßen und präsentiert den Unbekannten nun in einer Kabinettausstellung. 18 zusammen mit Kurator Roman Zieglgänsberger ausgewählte Werke geben einen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Künstlers, der ab 1911 in Wiesbaden gelebt und in seinen neusachlichen Ansichten die noch vom Zweiten Weltkrieg unversehrte Stadt dokumentiert und interpretiert hat. „Im ersten Moment scheinen all diese Stadtansichten mit ihren rollerfahrenden Kindern, den schicken Hutläden oder der Trambahn entlang der Alleen unbedarft, fast naiv“, so Zieglgänsberger. „Aber je länger man schaut, macht sich durch die grauen Himmel, das Marionettenartige der Spaziergänger oder einfach durch eine zerknüllte Zeitung auf dem sonst blitzblank gekehrten Trottoir ganz nebenbei eine große Unheimlichkeit breit, die es verhindert, dass wir es uns zu gemütlich machen beim Betrachten der Bilder, die in einer Zeit entstanden sich, die man nicht mehr heraufbeschwört sehen möchte.“
Karl Otto Hy, 1904 in Rüdesheim am Rhein geboren, war Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter. In seiner Wiesbadener Zeit erhielt er größere öffentliche Aufträge und war unter anderem an der Ausgestaltung der Herbert-Anlage und den Theaterkolonnaden beteiligt. Hy entwarf Werbeprodukte für die Firmen Albert, Dyckerhoff, Glyco und Kalle und bemalte für die Mainzer Aktien- und die Wiesbadener Germania-Brauerei sowie für das Hotel Schwarzer Bock und das Opelbad Hauswände mit großflächigen Werbebildern. Als Architekt begleitete er Bauprojekte im Wiesbadener Stadtgebiet, darunter die Bebauung des äußeren Rheingauviertels. Den Zeitgeist hat Karl Otto Hy in seinen neusachlichen Wiesbadener Stadtansichten eingefangen; sie wirken klar und poetisch gleichermaßen und zeigen Straßenzüge, Plätze sowie Alltagsmomente. Trotz seines langen Lebens – Hy starb 1992 in Wiesbaden – ist sein Werk überschaubar geblieben. Die meisten und wichtigsten Werke entstanden zwischen 1927 und 1937 in der hessischen Stadt.
Die Ausstellung „Frank Brabant entdeckt ... Karl Otto Hy“ läuft bis zum 25. Juni. Das Museum Wiesbaden hat dienstags und donnerstags von 10 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags bis 17 Uhr sowie am Wochenende bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er kostenlos.
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
D-65185 Wiesbaden
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