Neuer Hölzel im Museum Wiesbaden  |  | Neu im Museum Wiesbaden: Adolf Hölzel, Lesende, 1926 | |
Das Glasfenster „Lesende“ von Adolf Hölzel gehört zu den herausragenden Neuerwerbungen des Museums Wiesbaden. Lange war über den Verbleib des 650teiligen Werks nichts bekannt. Der schlesisches Fabrikant Willi Fulda bestellte 1926 das Glasfenster für die Bibliothek des Lauta-Werks in der Lausitz. Damit gehört es zu einer überschaubaren Gruppe von insgesamt vier Glasmalereien, die Hölzel meistens für industrielle Auftraggeber entwarf: 1918 für den Festsaal der Firma Bahlsen in Hannover, 1928/29 für das Rathaus in Stuttgart und 1932 für den Konferenzsaal der Pelikan-Werke in Hannover. Nachdem Fuldas Erben das Fenster 1992 bei Lempertz versteigert hatten, befand es sich in einer nordrhein-westfälischen Privatsammlung und wurde 2020 erneut beim Kölner Auktionshaus für 53.000 Euro zugeschlagen.
Der 1853 geborene Adolf Hölzel, der als ein wichtiger Wegbereiter der abstrakten Malerei in Deutschland gilt, gestaltete das Glasfenster in seiner letzten Schaffensphase, in der er sich intensiv mit den Gesetzmäßigkeiten und Wirkungen von Farben und Formen im Licht auseinandersetzte. Die schmale Arbeit besteht überwiegend aus aufgelösten Formen, von denen teilweise noch Gebäude, eine Frau mit Buch und eine strahlende Sonne im Rundbogenabschluss zu erkennen sind. Nach einer aufwändigen Restauration markiert dieses Werk im Museum nun den Übergang von der Jugendstilabteilung zur Moderne. Damit hat das Haus einen weiteren bekannten Hölzel in seiner Sammlung, nachdem die Erben von Ernst und Gertrud Flersheim das ihnen 2020 restituierte Gemälde „Prozession im Gebirge“ dem Museum als Dauerleihgabe überlassen haben. |