Birgit Hein gestorben  |  | Die Filmemacherin und Hochschullehrerin Birgit Hein ist gestorben | |
Birgit Hein ist tot. Die Performancekünstlerin, Filmemacherin und -wissenschaftlerin starb am 23. Februar mit 80 Jahren in Berlin. Das teilte die dort ansässige Akademie der Künste mit, deren Mitglied Hein seit 2007 war. Sie sei über Jahrzehnte auf unterschiedlichsten Feldern erfolgreich und einflussreich tätig gewesen und habe als experimentierfreudige Künstlerin zusammen mit ihrem Mann Wilhelm Hein die ersten Materialfilme geschaffen, darunter Meilensteine der Zeit wie „Rohfilm“ von 1968 oder „Strukturelle Studien“ von 1974. „Es ging Birgit Hein in der zeitgenössischen Filmarbeit nicht nur um die Subjektivität des optischen Reproduktionskatalogs, um künstlerische Prozesse und um die reproduzierte Realität, sondern um die Funktionsweise der physischen Wahrnehmung selbst“, so ihr Akademie-Kollege Wulf Herzogenrath.
Birgit Hein, geboren am 6. August 1942 in Berlin, studierte Anfang der 1960er Jahre Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften an der Kölner Universität. 1964 heiratete sie Wilhelm Hein und arbeitete mit ihm ab 1966 an dem gemeinsamen künstlerischen Werk, mit dem sie schon 1972 zur Documenta 5 nach Kassel eingeladen wurden. Birgit Hein war zudem kuratorisch tätig. 1968 gründete sie mit ihrem Mann „XScreen“, einen ersten Ort für Experimentalfilm mit Multiprojektionen und Performances in Köln. Mit ihrer theoretischen und kunsthistorischen Expertise überzeugte sie andere Kurator*innen, den Experimentalfilm gleichrangig neben traditionellen künstlerischen Positionen in aktuelle Themenausstellungen einzubeziehen. 1977 feierte der Experimentalfilm seinen großen Auftritt auf der Documenta 6, unter anderem mit Arbeiten von Michael Snow, Wilhelm und Birgit Hein, Heinz Emigholz, Anthony McCall und Jack Smith.
In ihren Schriften „Film im Underground“ 1971 oder „Film als Film“ von 1977 entwickelte Hein zudem die theoretischen Grundlagen des Experimentalfilms. Als Professorin an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig gab sie von 1990 bis 2008 ihr Wissen und Verständnis an die jüngere Generation weiter und prägte heute erfolgreiche Künstler wie Bjørn Melhus, Christoph Girardet und Volker Schreiner. 1992 erhielt die Filmemacherin für „Die unheimlichen Frauen“ den Preis der deutschen Filmkritik für den besten Experimentalfilm: Es handelt sich dabei um eine Bild-, Text- und Soundcollage, die sie Frauen widmet, die Opfer oder Täterinnen wurden. „Dabei geht es immer auch um mich: um meine Ängste und um meinen Kampf, die eigene Stärke ausleben zu können“, beschrieb Birgit Hein diese Arbeit, die zu den Hauptwerken des feministischen Experimentalfilms zählt. |