Katarzyna Kozyra: Fressen in Berlin  |  | Katarzyna Kozyra, Feast (Fat Women’s Belly), 2021 | |
Die Berliner Galerie Persons Projects präsentiert im Rahmen des European Month of Photography ab heute Abend die jüngste Arbeit der polnischen Performance- und Videokünstlerin Katarzyna Kozyra. Zu sehen ist sowohl die Fotoserie als auch die Videoaufnahme der Performance „Fressen“ von 2021, die Kozyra im Warschauer Teatr Powszechny aufgeführt hat. Dort spielt sie zunächst nackt wilde Musik am Spinett, um von Köchinnen abgelöst zu werden, die ein Festmahl vorbereiten. Die dafür benötigten Meeresfrüchte beschaffen sie sich aus dem Inneren einer auf Eis liegenden Silikonpuppe, die einer nackten Frau nachempfunden ist. Während die Köchinnen mit ihrer Beute in der Küche verschwinden und mit der Vorbereitung des Mahls beginnen, findet im Hintergrund ein Kriegsrat statt. Fünf Männer in Militäruniformen sind um eine Landkarte versammelt und beratschlagen über ihr weiteres Vorgehen. Derweil bewegt sich die immer noch nackte Künstlerin zwischen der Küche und dem Kriegsrat, um sich letztendlich unter die Besucher*innen zu mischen, bis die Speisen serviert werden. Die Performance endet mit dem Akt des gemeinsamen Festmahls aller Anwesenden. Nacktheit und Völlerei sind zwei Themen, die die polnische Künstlerin immer wieder beschäftigen.
Für „Fressen“ ließ Kozyra sich vom größten Festmahl des Mittelalters inspirieren, das 1475 in Landshut anlässlich der Hochzeit zwischen der polnischen Prinzessin Jadwiga Jagiellonka und dem bayerischen Prinzen Georg dem Reichen abgehalten wurde. Mit ihrer Performance, die eine Nachstellung des historischen Banketts ist, will Kozyra an das gemeinsame deutsch-polnische Kulturerbe erinnern und den Verständigungsprozesses stärken. Denn gemeinsames Essen verbindet alle Menschen über Sprach- und Landesgrenzen hinweg. In Polen werden Kozyras Installationen und Performances kontrovers diskutiert, da sie sich nicht davor scheut, gesellschaftliche Stereotypen und Tabus um Nacktheit, Krankheit, Alter oder Tod zu hinterfragen. Ihre Arbeiten bestehen aus theatralischen Inszenierungen und Happenings, bei denen die Zuschauer*innen aktiv einbezogen werden, womit sie die Grenze zwischen ihr als Schauspielerin und den Besucher*innen verwischt.
Katarzyna Kozyra wurde 1963 in Warschau geboren und beendete 1993 ihr Studium im Fach Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. Im Anschluss studierte sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Kozyra gehört zu den Initiatoren der polnischen Critical Art Bewegung in den 1990er Jahren und vertrat den polnischen Pavillon 1999 auf der Biennale in Venedig. Ihre Kunst wurde unter anderem bei der Sidney Biennale, im Barbican Art Center in London, im Brooklyn Museum in New York, im CCA in Tel Aviv und im Three Shadows Photography Art Center Peking ausgestellt. 2003 erhielt Kozyra ein DAAD-Stipendium in Berlin.
Die Ausstellung „Katarzyna Kozyra – Fressen“ läuft vom 3. März bis 22. April. Die Galerie Persons Projects hat dienstags bis samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Persons Projects
Lindenstraße 34-35
D-10969 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 2888 3370 |