Oskar Zwintscher in Wiesbaden  |  | in der Ausstellung „Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900“ | |
Mit einer Retrospektive will das Museum Wiesbaden ab heute den Künstler Oskar Zwintscher der Vergessenheit entreißen und ihn als großen Maler des Fin de Sciècle verorten, der bereits zu Lebzeiten Ausstellungserfolge in Wiesbaden feiern konnte. Die Schau „Weltflucht und Moderne“ spannt mit feinfühligen Bildnissen, brillanten Zeichnungen und Karikaturen, Beispielen angewandter Kunst, symbolistischen Kompositionen oder suggestiven Landschaften den Bogen von Zwintschers künstlerischen Anfängen bis hin zu seinem Spätwerk. „Das ‚Erweckungserlebnis‘ fand 2019 statt, als mit der Schenkung einer der größten europäischen Privatsammlungen des Jugendstils und Symbolismus durch Ferdinand Wolfgang Neess auch zwei wunderbare Porträts von Oskar Zwintscher ins Museum gelangten. Erst im Anschluss wurde uns bewusst, dass sich bereits seit 1909 ein Werk des Künstlers im Hause befindet. Es handelt sich um das Porträt von Dr. Ferdinand Gregori, das sich, einmal im Fokus und ausgestellt, in seiner ganzen inhaltlichen Tiefe und malerischen Qualität wie eine Neuerwerbung anfühlte“, erläutert das Kurator*innenduo Peter Forster und Valerie Ucke den Anlass zur Schau.
Oskar Zwintscher, geboren 1870 in Leipzig, ging nach drei Jahren an der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule seiner Heimatstadt 1890 nach Dresden, wo er als Schüler von Friedrich Leon Pohle und Ferdinand Pauwels an der Kunstakademie studierte. Einen Namen machte er sich als Porträtmaler, Werbegrafiker und Karikaturist für Zeitschriften wie „Meggendorfers humoristische Blätter“ oder „Pan“. Zwintscher stand der Reformbewegung nahe und pflegte Kontakt zu den Künstlervereinigungen der Jahrhundertwende, etwa der Künstlerkolonie in Worpswede oder der Münchner Secession. Wiesbaden zählte schon 1899 zu den Stationen seiner Ausstellungstournee. 1904 erhielt der Maler eine Professur an der Dresdener Kunstakademie. 1909 wurden seine Arbeiten bereits zum zweiten Mal im Wiesbadener Rathaus ausgestellt. In diesem Jahr kaufte das Museum Wiesbaden das Porträt des Schauspielers Ferdinand Gregori an.
Die Bildnisse entwickelten sich nach und nach zum Kern von Zwintschers Werk. Er verstand es, durch Vereinfachungen die Aufmerksamkeit auf das Gesicht, vor allem auf die Augen zu lenken. Bereits von seinen Zeitgenossen wurden Zwintschers Bildnissen eine gewisse Strenge und Kühle nachgesagt. Der Maler ordnete seine Bilder mit klaren Formen, häufig in vertikaler Linienbetonung und mit Bezug auf Ornamente. Neben repräsentativen Damenbildnissen entstanden sehr private Konterfeis, in denen mitunter Spuren des Alters kaum idealisiert und ungeschönt dargestellt sind. Besonders häufig ist seine Frau Adele als zentrale Quelle von Zwintschers Inspiration wiederzufinden. Aber auch die Beschäftigung mit der Landschaft gehörte zu den wesentlichen Themen in seinem Schaffen. In jungen Jahren begann Oskar Zwintscher mit impressionistisch aufgelösten Szenen, experimentierte jedoch mehr und mehr mit der Betonung der Fläche und klaren Strukturen in seinen Landschaften. Gerade Frühlings- und Sommermotive stehen bei ihm symbolisch für Aufbruch, hoffnungsvollen Beginn, Jugend und Wachstum.
Die Ausstellung „Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900“ läuft vom 3. März bis zum 23. Juli. Das Museum Wiesbaden hat dienstags und donnerstags von 10 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags bis 17 Uhr sowie am Wochenende bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er kostenlos. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog für 42 Euro im Sandstein Verlag Dresden.
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
D-65185 Wiesbaden
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