Heinz Hajek-Halke und seine jungen Nachfolger in Berlin  |  | Heinz Hajek-Halke, Komposition 4/56, 1956 | |
Zum European Month of Photography in Berlin hat die Chaussee 36 Photo Foundation am Wochenende die Schau „Über das Fotografische hinaus. Heinz Hajek-Halkes Lichtgrafik & neue Wegbereiter*innen“ eröffnet. Dabei treten die Arbeiten des 1898 geborenen Lichtgrafikers und Fotokünstlers Heinz Hajek-Halke in einen Dialog mit zeitgenössischen Positionen von Banz & Bowinkel, Jana Dillo, Hanno Otten, Casey Reas und Daisuke Yokota. Kuratorin Mathilde Leroy untersucht mit der Ausstellung, wie der Berliner Künstler eine junge Generation an experimentellen Fotografen beeinflusst hat, ob seine Arbeiten auch heute noch aktuell sind und was ein abstraktes Bild im digitalen Zeitalter noch leisten kann.
Der Ausstellungstitel bezieht sich auf die Anfang der 1950er Jahre entwickelte Technik der Lichtgrafik, bei der Hajek-Halke auf die Kamera verzichtete und in der Dunkelkammer abstrakte Arbeiten aus chemischen Prozessen schuf. Ihnen setzt Leroy etwa analoge farbig-geometrische „Polagramme“ von Jana Dillo und Hanno Otten, digitale Collagen von Daisuke Yokota, computergenerierte Bodypaintings des Düsseldorfer Duos Friedemann Banz und Giulia Bowinkel und mittels Individualsoftware am Computer erzeugte Bilder mit kristallinen Strukturen in Schwarzweiß von Casey Reas gegenüber. Alle arbeiten ebenso experimentell wie Heinz Hajek-Halke, der in seiner „Komposition 4/56“ von 1956 vor schwarzem Grund ein hochkant stehendes Dreieck platziert hat, das von organisch anmutenden Blasen und Ströme durchdrungen wird.
Auch der Japaner Daisuke Yokota untersucht die Materialität des Fotografischen und entwickelt seine Farbnegative schon mal im kochenden Wasser. Auf seinem unbetitelten Werk von 2022 aus der Serie „Sludge“ leuchten vielfältige Farbnuancen und Schichten zwischen dominierendem Weiß, Grau und Lavendel bis hin zu Magenta. Für „Sludge“, was Schlamm oder Matsch bedeutet, arbeitet er mit abstrakten zufälligen Farbschichten und betont den Eigenwert der Farbe. Diese könnte durchaus, wenn man die Trocknungslinien und Schichten aus geografischer Sicht betrachtet, tatsächlich an Schlammzonen eines Gebiets in unterschiedlicher Höhe und Dichte erinnern.
Die Ausstellung „Über das Fotografische hinaus. Heinz Hajek-Halkes Lichtgrafik & neue Wegbereiter*innen“ läuft bis zum 29. April. Die Chaussee 36 Photo Foundation hat mittwochs bis samstags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, bleibt das Haus geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Chaussee 36 Photo Foundation e.V.
Chausseestraße 36
D-10115 Berlin
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