Dresden feiert Cornelia Schleime  |  | Cornelia Schleime, Für den, der von mir was will, was ihm nicht zusteht, 2022 | |
Cornelia Schleime wird in Dresden aktuell mit zwei Ausstellungen in der Städtischen Galerie und bei den Staatlichen Kunstsammlungen gewürdigt. Die Städtische Galerie widmet ihr eine Schau mit gut 40 Gemälden, Zeichnungen, Fotoübermalungen, Collagen und Gedichten, die sich vor allem auf ihr nach 1984 in der Bundesrepublik geschaffenes Œuvre konzentriert. Auch in ihrer aktuellen Kunst hat sich an ihrer kompromisslosen Haltung wenig geändert. „Für den, der von mir was will, was ihm nicht zusteht“ lautet etwa der Titel eines ihrer aktuellen Bilder. Der Betrachter wird von einem Mädchen mit gezogenem Revolver bedroht. Ihr fester Blick und ihre harte Miene lassen an ihrer Entschlossenheit keinen Zweifel aufkommen.
Denn die Karriere der 1953 in Ost-Berlin geborenen Künstlerin begann im Jahr 1975 an der Dresdner Kunsthochschule, wo sie jedoch prompt in Konflikt mit der staatlich angeordneten Kunstauffassung geriet. Die Aufnahme in den damaligen Verband Bildender Künstler wurde ihr verwehrt. 1981 erhielt sie Ausstellungsverbot und reagierte darauf mit nonkonformistischen Selbstinszenierungen, Körpermalaktionen und Performances. Nach fünf Ausreiseanträgen konnte Schleime 1984 letztendlich die DDR verlassen, dabei jedoch nur einen kleinen Teil ihres bis dahin entstandenen Werkes mitnehmen. Ihr zurückgelassenes Frühwerk ist seitdem verloren.
In ihrem Schaffen durchdringen Malerei, Zeichnung, Fotografie sowie Film, Performance und Poesie einander. Ihre neuesten Gemälde gestaltet Cornelia Schleime aus Acrylfarben sowie aus Asphalt- und Schellack und lässt somit großformatige Bildwelten in einer virtuosen malerischen Stofflichkeit entstehen. Ihre Figuren, zumeist Frauen, setzt Schleime selbstbewusst in Szene. Sie sind keine idealen Schönheiten, zuweilen spielen sie mit einer lasziven Anziehung, immer aber treten sie mit dem Betrachter in eine direkte visuelle Kommunikation, so dass eine eigentümliche Spannung aus Anziehung und Abstoßung entsteht.
Parallel zur Städtischen Galerie konzentriert sich das Dresdner Albertinum in einer Kabinettausstellung auf frühe Arbeiten und zeigt zwei von Schleimes zwischen 1982 und 1984 produzierten, experimentellen Super-8-Filmen und ihre fotografisch festgehaltenen Selbstinszenierungen, darunter „Ich halte doch nicht die Luft an“ oder „Bondage – Selbstinszenierung in Hüpstedt“. Das Entblößen, Einwickeln und Einschnüren spiegeln das Lebensgefühl der Künstlerin in der DDR und die als klaustrophobisch empfundene Enge. Ergänzt wird die Präsentation mit einigen Gemälden der Künstlerin aus dem Bestand des Hauses, darunter dem „Verräter“ von 1991, der sich auf die detaillierten Berichte bezieht, die der engste Freund der Künstlerin als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit über Schleimes Privatleben geliefert hatte.
Die Ausstellung „Cornelia Schleime. ‚Ich lass mich nicht spannen – lass mich nicht flechten …‘“ läuft bis zum 13. August. Die Städtische Galerie Dresden hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Städtische Galerie Dresden
Wilsdruffer Straße 2
D-01067 Dresden
Telefon: +49 (0)351 – 488 72 72
Die Schau „Focus Albertinum: „Ich halte doch nicht die Luft an.“ Cornelia Schleime – frühe Werke“ ist ebenfalls bis zum 13. August zu sehen. Das Albertinum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Für Jugendliche bis 16 Jahre ist er frei.
Albertinum
Tzschirnerplatz 2
D-01067 Dresden
Telefon: +49 (0)351 – 49 14 2000 |