Refik Anadols Daten-Kunst in Düsseldorf  |  | Refik Anadol, Machine Hallucinations – Satellite Simulations: B, 2021 | |
Refik Anadol gehört zu den gefeierten jüngeren Medienkünstlern der Gegenwart, dessen Arbeiten schon für Millionenwerte gehandelt werden. Nach dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos und dem Museum of Modern Art in New York ist der türkisch-amerikanische Pionier der KI-Kunst nun auch in Düsseldorf zu Gast. Im Museum Kunst Palast präsentiert er nur drei Werke, die aber saalfüllend die Räume bespielen. Seine Kunst speist sich aus Daten und Pixeln, Algorithmen und Kalkulationen, mit denen er großformatige fließende Bilder erzeugt. Dabei greift Anadol bevorzugt auf Künstliche Intelligenz (KI) zurück und generiert damit seine assemblageartigen wuchernden Farbwelten voller überraschender Effekte.
Kurator Alain Bieber hat für die Präsentation im Kunst Palast unter anderem die Datenskulptur „Machine Hallucinations – Satellite Simulations: B“ von 2021 ausgesucht. Bei dieser Arbeit hat Refik Anadol auf über zwei Millionen Bilder zurückgegriffen, die von den Weltraumteleskopen der Internationalen Raumstation, Hubble und dem Magdalena-Ridge-Observatorium erfasst und aufgezeichnet wurden. Dann legte er Generative Adversarial Network-Algorithmen (GAN) an, die diese Bilder verarbeitet und eine neue Ästhetik produziert haben. GAN steht für ein Machine-Learning-Modell, das selbstständig in der Lage ist, neue Daten zu generieren, weil zwei künstliche neuronale Netzwerke miteinander konkurrieren und voneinander lernen können. Die daraus entwickelten organischen wogenden bunten Strukturen entfalten auf dem acht Meter hohen Screen eine hohe Sogwirkung, untermauert von elektronischen Klängen, die ebenfalls an- und abschwellen.
Daneben sind die KI-Projektion „Nature Dreams – Generative Landscapes“ und das Daten-Gemäldetriptychon „Forest Pigmentations“ zu sehen. Hierfür verwendete Refik Anadol Millionen von Bildern von Nationalparks und Naturwundern, um die KI zu trainieren. Auch diese abstrakten Bilder aus sich bewegenden Linien, Flächen, Wellen oder Strudeln geben laut Anadol einen Eindruck davon, wie KI eigene Visionen von Natur und der menschlichen Existenz erschafft. „Für mich sind Daten als Medium oder als Material mehr als nur Einsen und Nullen. Ich betrachte sie als Erinnerung, als bedeutungsvolle Cluster von wichtigen Momenten, die in digitale Einheiten umgewandelt und im Gehirn einer Maschine gespeichert werden“, lautet sein Motto.
Refik Anadol kam 1985 in Istanbul zur Welt und studierte dort Fotografie, Video und Kunst und im Anschluss Design- und Medienkunst in Los Angeles. Heute lehrt er an der University of California am Lehrstuhl für Design Media Arts. Seine Werke wurden weltweit ausgestellt und haben zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Zudem hat er schon mit Teams von Microsoft, Google, Panasonic, Intel, IBM, Siemens oder der Stanford University zusammengearbeitet, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Technologien in seine Arbeit einfließen zu lassen.
Die Ausstellung „Refik Anadol – Machine Hallucinations“ läuft bis zum 7. Mai. Das Museum Kunst Palast hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, am Donnerstag bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er kostenlos.
Museum Kunst Palast
Ehrenhof 4-5
D-40479 Düsseldorf
Telefon: +49 (0)211 – 566 42 100 |