Mehr Provenienzforschung im Kunsthaus Zürich  |  | Die Kritik am Umgang mit der Bührle-Sammlung hat die verstärkte Provenienzforschung am Kunsthaus Zürich ausgelöst | |
Das Kunsthaus Zürich will seine Provenienzforschung verstärken. Gestern hat das Museum seine neue Strategie vorgestellt. Dazu gehören ein proaktives Vorgehen sowie professionelle Prüf- und Qualitätsstandards. Zudem sollen bei substantiellen Hinweisen auf unrechtmäßigen Besitz faire und gerechte Lösungen gemäß der Washingtoner Erklärung gefunden werden. Dazu sind neue Stellen vorgesehen, die gezielt die Herkunft von Kunstwerken aufarbeiten und für eine verbesserte Transparenz sorgen sollen. Der Kanton Zürich stellt dafür 1 Million Franken zur Verfügung. Künftig soll auch eine unabhängige internationale Expertenkommission die Provenienzforschung unterstützen. Philipp Hildebrand, Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft, erklärte: „Wir sind uns bewusst, dass dies ein langwieriger und komplexer Prozess sein wird: Die Geschichte jedes betroffenen Kunstwerks ist letztlich ein Einzelfall. Mit der heutigen Strategie setzen wir der kommenden Herausforderungen einen klaren Rahmen.“
Im Herbst 2021 war das Museum angesichts der neuen Präsentation von Gemälden aus der Sammlung Emil Georg Bührle, in der sich auch Werke mit Verdacht auf NS-Raubkunst befinden, stark in die Kritik geraten. Das Kunsthaus Zürich legt deshalb den ersten Schwerpunkt bei der Provenienzforschung auf den Zeitraum von Januar 1933 bis Mai 1945. Bisher haben sich viele eidgenössische Museen und Stiftungen darauf berufen, dass die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs ein sicheres Drittland gewesen sei. Dennoch gibt es auch in ihren Sammlungen Werke, bei denen es sich um NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut handelt. Im Zuge der Debatte um die Bührle-Sammlung entstand der Vorschlag, auf nationaler Ebene eine unabhängige Kommission einzusetzen, die sich um einen geregelten Umgang mit Beutekunst kümmern soll. Da es bisher noch keine verbindlichen Lösungen für diese Fragen in der Schweiz gibt, tritt das Kunsthaus Zürich mit seiner unabhängigen internationalen Expertenkommission für Provenienzforschung eine Vorreiterrolle an. |