 |  | Josef Albers, Satztische aus der Einrichtung Möllenhoff, Berlin 1926 | |
Der Begriff Bauhaus erfreut sich als Synonym für moderne Einrichtungen nach wie vor außerordentlicher Beliebtheit. Vieles wird aus Gründen der Vermarktung oberflächlich als "Bauhaus-Möbel" angepriesen, was nichts mit den konkreten historischen Ursprüngen zu tun hat. Auch scheint die Ausbildungsstätte Bauhaus im Zeitalter der medialen Überflutung meist mit einer Designfirma verwechselt zu werden. Daher wurde es einmal Zeit, den Blick zu schärfen und einzugrenzen, um Irreführungen abzuhelfen. Wer könnte dazu besser geeignet sein, als das „Berliner Bauhaus-Archiv -Museum für Gestaltung“, das im Laufe der letzten 40 Jahre eine umfangreiche Möbelsammlung zusammentragen konnte. Anhand von rund 250 Exponaten, von denen zirka 80 Prozent zum Museumsbestand zählen, lässt sich der Begriff „Bauhaus“ mühelos präzisieren.
Die wichtigste Gruppe stellen die Möbel dar, die während der Bauhausjahre in der Schule selbst konzipiert und produziert wurden. Dazu zählen innovative, aber auch traditionelle Formen, Werkstoffe und Techniken sowie Experimente, Prototypen oder serielle Stücke. Hierbei wird deutlich, dass es auch eine Entwicklung der Schule mit unterschiedlichen Phasen gab. Insbesondere in den Anfängen dominierten Orientierungen an traditionellen Vorbildern.
Eine weitere Gruppe bilden die von Bauhaus-Schülern und Künstlern außerhalb der Schule realisierten Stücke. Vieles von dem konnte aufgrund mangelnder technischer Ausstattung nicht am Bauhaus selbst gefertigt werden. Einbezogen in die Betrachtung sind auch Werke von Designern, die vor und nach der Bauhauszeit von 1919 bis 1933 entstanden sind. Auch so bedeutsame Entwürfe von Nichtbauhäuslern wie Le Corbusier demonstrieren, wie stark die Materie ausufert und wie schwer es fällt, Grenzen zu ziehen.
Das Bauhaus, und das zeigt die Ausstellung sehr deutlich, kann keineswegs ausschließlich auf Stahlrohrmöbel reduziert werden. Schon weit vor der Bauhauszeit gab es diese Art der Möblierung, und das bei weitem nicht nur im Krankenhaussektor, sondern auch im bürgerlichen Wohnbereich. Ohne grandiose Inszenierungen und Effekthaschereien wird gleichfalls verdeutlicht, dass am Bauhaus längst nicht alles ausgereift und spitze war. Experimente oder Irrwege gehörten mit dazu auf der Suche beim Ringen zwischen Stabilität, Funktionalität und Ästhetik als den wesentlichen Möbeleigenschaften. Zur sogenannten Erfolgsstory Bauhaus gehört auch, dass die Produktion von Stühlen mangels Nachfrage eingestellt werden musste.
Vielleicht zwangsläufig etwas trocken, aber sehr konkret und konzentriert wird mit dieser Präsentation endlich eine nötige instruktive Grundlage zu Genese und Beurteilungskriterien gelegt, die dem hohen wissenschaftlichem Anspruch des Institutes gerecht wird. Ein populärer Gestaltungsbereich wird auf den boden der Tatsachen gestellt, ohne das man auf die Klassiker, von Marcel Breuers Lattenstuhl über seine Stahlrohrsessel bis hin zu Sesseln Mies van der Rohes verzichten muss.
Historische Aufnahmen und fundierte, kurze Vertiefungstexte ergänzen die nicht einfache, aber phantasievolle Ausstellungsarchitektur, die aufgrund der teils sperrigen Exponate nicht leicht zu handhaben ist. Mit dem Schluss dieser großen, die gesamte Ausstellungsfläche einnehmenden Schau, die der Kurator Christian Wolsdorff über Jahre engagiert vorbereitet hat, endet auch im März 2003 die Amtszeit des Direktors Peter Hahn. Es bleibt zu hoffen, dass der hohe Anspruch des Hauses auch nach seiner Pensionierung Bestand haben wird.
Die Ausstellung ist noch bis zum 10. März 2003 täglich außer dienstags 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Und den instruktiven, wie reich bebilderten Katalog gibt es in der Ausstellung für 9,50 Euro.
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