Traumgärten verzaubern das Züricher Kunsthaus Wie ein Sammlerpaar zwei Künstler zu außergewöhnlichen Fantasien und zu einer Kooperation anregen kann, zeigt aktuell die Ausstellung „Giacometti – Dalí. Traumgärten“ im Kunsthaus Zürich. Basierend auf Modellen, Skizzen und Archivalien sowie flankiert von Arbeiten weiterer Zeitgenossen widmet sich die Schau einem speziellen „Luftbild“ des Surrealismus. Ausgangspunkt bildet die auf das Jahr 1929 zurückgehende Initiative der französischen Mäzene Charles und Marie-Laure de Noailles, den Künstler Alberto Giacometti mit der Gartengestaltung ihres südfranzösischen Sommerrefugiums zu beauftragen. Ergänzend zu Entwürfen für die erste von drei geplanten Figuren, die in dem von einer Mauer eingefassten Garten der modernen Villa in Hyères aufgestellt werden sollte, arbeitete Giacometti an einem „Projet pour une place“. Auf der Fläche eines Pavillons entwickelte er ein dämonisch anmutendes Ensemble aus funktionslosen Gegenständen wie Kegel, Scheibe, Schlange, Stele und Halbkugel. Pendelnd zwischen dinghaft und abstrakt, ursprünglich organisch und künstlich konstruiert, bilden sie eine Örtlichkeit mit eigenem Charakter, in dem sich der Besucher wie in einem Traum mit nebeligen Andeutungen vorfindet.
Teile dieser um 1931/32 entworfene Assemblage wurden verkleinert in Holz und Gips gefertigt, das gesamte, als Steinskulptur geplante Projekt für den Garten der Noailles allerdings nie realisiert. Im Maßstab 1:1 nun nachgebaut, steht die Assemblage singulärer Formelemente im Mittelpunkt der Züricher Präsentation. Doch nicht nur Giacometti allein schuf dieses Hauptzeugnis zur Gestaltung des Außenraumes. Als zuvor im April 1930 André Breton und Salvador Dalí Giacomettis „Boule suspendue“ sahen, wurden sie davon stark inspiriert. Dalí verfasste dazu 1931 einen Text und kooperierte fortan mit Giacometti beim Gartenprojekt der Noailles.
Die Bewegung des Surrealismus tritt hier erstmals in der Form einer Gruppenarbeit von zwei der maßgeblichen Vertreter in Erscheinung. Die neue Gestaltungsweise mit in einem Raum platzierten Objekten ging weit über bisherige surreale Konzepte hinaus. Besonders in der berühmten „Boule suspendue“ kommt der Zeitgeist adäquat zum Ausdruck, etwa die Einarbeitung von Aspekten der Freudschen Lehre, bisher verdrängte Themen wie Gewalt, Grausamkeit oder erotische Anspielungen. Die Schau im Kunsthaus Zürich bereichern korrespondierende Werke weiter Surrealisten wie Luis Buñuel, Yves Tanguy oder René Magritte.
Die Ausstellung „Giacometti – Dalí. Traumgärten“ ist bis zum 2. Juli zu sehen. Das Kunsthaus Zürich hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 23 Franken, reduziert 18 Franken, bis 16 Jahre ist er frei. Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation erschienen, die im Museum 39 Franken kostet.
Kunsthaus Zürich
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