Sotheby’s versteigert restituierte Werke aus der Sammlung Vollard  |  | Paul Gauguins Stillleben aus der Sammlung Vollard kommt bei Sotheby’s zur Auktion | |
Erst im Februar hat ein Pariser Gericht angeordnet, Werke impressionistischer und postimpressionistischer Maler aus dem Musée d’Orsay an die Erben des renommierten Kunsthändlers Ambroise Vollard zu restituieren. Nun kommen diese vier Arbeiten bei Sotheby’s zur Auktion, angeführt von Paul Gauguins Stillleben mit Mandoline und Pfingstrosen von 1885, das seit der Eröffnung des Musée d’Orsay im Jahr 1986 dort präsentiert wurde. Die „Nature morte avec pivoines de chine et mandoline“ ist ein Gemälde des Übergangs. Gauguin verabschiedet sich hier von der flirrend aufgelösten Malweise des Impressionismus und setzt neue Schwerpunkte auf Linie, Fläche und Farbe als einfache elementare Ausdrucksträger, die dann zu seinem eigenen postimpressionistischen Stil des Synthetismus und Cloisonismus mit einer starken Betonung der dunklen Umrisse führen sollten. Dafür erwartet Sotheby’s 10 bis 15 Millionen Dollar.
Um das Zehnfache günstiger wird es in der New Yorker „Modern Evening Auction“ am 16. Mai mit Pierre-Auguste Renoirs rund ein Jahr älterer „Paysage de bord de mer“. Die felsige sommerliche Küste hat Renoir ruhig und ohne Menschen im impressionistischen Duktus eingefangen. Um 1915 hat er sich dann mit der antiken Mythologie beschäftigt und in einer Rötelstudie das Vierpersonenstück „Urteil des Paris“ erprobt (Taxe 300.000 bis 500.000 USD). Als dritter Künstler im Bunde gesellt sich Paul Cézanne hinzu und steuert seinen nur flüchtig mit Bleistift und Aquarellfarbe ausgearbeiteten Blick in ein Unterholz bei. „Sous-bois“ aus der Zeit um 1882/84 soll 250.000 bis 350.000 Dollar einspielen.
Der 1865 auf der Insel Réunion im Indischen Ozean geborene Ambroise Vollard spielte als Galerist und Verleger eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der modernen Kunst. Sein geplantes Jurastudium in Paris hing er 1887 an den Nagel, als er im Geschäft des Farben- und Kunsthändlers Père Tanguy auf ein Werk von Paul Cézanne gestoßen war. Cézanne wurde dann zu einem Fixpunkt in Vollards Galeristentätigkeit. 1895 richtete er ihm seine erste Einzelpräsentation aus, verhalf ihm zu Reichtum und Einfluss und handelte mit mehr als zwei Drittel seines Œuvres. Aber auch am Aufbau der Karriere von Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Pablo Picasso, Aristide Maillol, Henri Matisse, Louis Valtat, Georges Rouault, André Derain oder Maurice de Vlaminck war Vollard maßgeblich beteiligt, vermittelte ihre Kunst in wichtige institutionelle und private Sammlungen und sorgte etwa durch die Herausgabe von Katalogen für ihren Nachruhm.
Als Ambroise Vollard 1939 bei einem Autounfall überraschend starb, ging sein Besitz von über 6.000 Kunstwerken an seine Geschwister, die sich jahrelang über die Aufteilung stritten. Sein Bruder Lucien Vollard soll mithilfe der beiden Kunsthändlerkollegen Étienne Bignou und Martin Fabiani jedoch einen Teil der Sammlung entwendet und an die Nationalsozialisten verkauft haben. Darauf bezieht sich nun die Restitution aus dem Musée d’Orsay. |