Brasiliens Pavillon mit Goldenen Löwen geehrt  |  | Paulo Tavares und Gabriela de Matos haben den Goldenen Löwen für den brasilianischen Pavillon erhalten | |
Am Wochenende wurden die Preise der 18. Architekturbiennale in Venedig verliehen. Unter dem Titel „Terra [Earth]“ konnte der brasilianische Pavillon die fünfköpfige internationale Jury überzeugen und erhielt den Goldenen Löwen für den besten Länderbeitrag. Unter der kuratorischen Verantwortung von Gabriela de Matos und Paulo Tavares sind Werke von gut einem Duzend Künstler*innen, Architekt*innen, Wissenschaftler*innen und Kollektiven zu sehen, darunter von Ana Flávia Magalhães Pinto, Ayrson Heráclito, dem Fissura collective sowie den Ethnien der Arawak und Maku. In ihrer Begründung hob die Jury hervor, dass die wissenschaftliche Präsentation die Philosophien und Bildwelten der eingeborenen schwarzen Bevölkerung des Landes ins Zentrum rücke und Arten der Wiedergutmachung betone. Über eine lobende Erwähnung bei den nationalen Pavillons durfte sich Großbritannien freuen.
Der Goldene Löwe für den besten Beitrag in der zentralen Schau „The Laboratory of the Future“ ging an die zwei Gründer von DAAR – Decolonizing Architecture Art Research. Die Architekten Alessandro Petti und Sandi Hilal, die in Stockholm und Bethlehem leben, überzeugten mit ihrer Installation im Arsenale. Dort kombinieren sie Projektionen mit einer reproduzierten Architekturfassade des Faschismus in orangefarbenen Modulen. Hierbei bezog sich das Duo auf die ländliche Ansiedlung Borgo Rizza bei Syrakus auf Sizilien. 1940 durch die Ente di Colonizzazione del Latifondo Siciliano errichtet, sollte die heute verlassene Siedlung Sizilien ein modernes Gesicht verleihen, da die Faschisten diese Region Italiens als „unterentwickelt und rückständig“ empfanden. Ähnlich handelten die Faschisten zeitgleich bei der Entwicklung von Städten in Libyen, Somalia, Eritrea und Äthiopien. Die Jury lobte an DAAR das „lang anhaltende und tiefgreifende Engagement einer architektonischen und vermittelnden Praxis zur Dekolonialisierung in Palästina und Europa“.
Der Silberne Löwe für ein vielversprechendes junges Talent wurde Olalekan Jeyifous überreicht. Der 1977 in Nigeria geborene und heute in New York lebende Künstler und Architekt hat im Zentralen Pavillon eine multimediale Installation eingerichtet, die eine weltenbauende Praxis untersuche, die öffentlichen Perspektiven ausweite und Visionen einer dekolonialisierten und dekarbonisierten Zukunft biete. Jeyifous bezieht sich auf die Reparaturarbeiten aus Ökoregionen Afrikas, die die einstigen Kolonialherren zu verantworten haben. Eine besondere Erwähnung der Jury ging an das Twenty Nine Studio / Sammy Baloji aus Brüssel, an Wolff Architects aus Kapstadt und an Thandi Loewenson aus London. Mit dem Goldenen Löwen für ein Lebenswerk wurde der nigerianische Künstler, Designer und Architekt Demas Nwoko ausgezeichnet. |