Neue Sicht auf die ukrainische Moderne in Köln  |  | Alexandra Exter, Drei weibliche Figuren, 1909/10 | |
In seiner Ausstellungsreihe „Hier und Jetzt“ geht es dem Kölner Museum Ludwig um die Neujustierung der eigenen Arbeit. In der aktuellen Schau „Ukrainische Moderne 1900-1930 & Daria Koltsova“ hinterfragt es nun seinen Umgang mit der sogenannten „Russischen Avantgarde“. Denn mit dem Krieg Putins setzt die sich ukrainische Bevölkerung verstärkt mit der eigenen Geschichte und Identität auseinander. Viele Künstler*innen, die bisher unter diesem Begriff „Russischen Avantgarde“ subsummiert wurden, waren entweder Ukrainer, wurden in dem Land geboren, arbeiteten dort und beeinflussten die ukrainische Kultur entscheidend, etwa Alexander Archipenko, Wladimir Baranoff-Rossiné, Alexander Bogomazow, Wolodymyr Burljuk, Vassilij Ermilov, Alexandra Exter oder Kasimir Malewitsch. Ihre kubofuturistischen, suprematistischen und konstruktivistischen Werke spiegeln die Vielfalt der künstlerischen Stile und kulturellen Identitäten in der Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schau in Köln präsentiert etwa 80 Gemälde und Arbeiten auf Papier aus Sammlungen ukrainischer Museen, die ihre Bestände in das Ausland retten mussten, erweitert um Werke aus privaten Sammlungen und den hauseigenen Beständen. Ergänzend stellt die 1987 in Charkiw geborene Künstlerin Daria Koltsova eine neue monumentale Glasinstallation aus, die sich mit dem kulturellen Erbe der Ukraine beschäftigt und mit der Frage, wie dieses angesichts des Krieges geschützt werden kann.
Das mit Konstantin Akinsha, Katia Denysova und Olena Kashuba-Volvach besetzte Kuratorenteam dieser Wanderausstellung präsentiert neben bekannten Namen auch weniger geläufige Kunstschaffende, etwa den Bühnenbilder und Kostümentwerfer Anatol Petryzkyj, die jüdische Malerin Sarah Shor, den Futuristen Wiktor Palmow oder die Künstlergruppen Bojtschukisten und Kultur Lige, die in den frühen 1920er Jahren die wichtigste Organisation des jüdischen Kulturlebens in der Ukraine war. Die Moderne in der Ukraine ist Spiegel eines komplexen soziopolitischen Hintergrunds des zusammenbrechenden Zarenreiches, des Ersten Weltkriegs und der Revolution von 1917 in Russland. Die Ukraine war nur kurze Zeit unabhängig, bevor sie Teil der Sowjetunion wurde. Trotz dieser turbulenten Umstände erlebte die ukrainische Kultur in Kunst, Literatur, Theater und Kino eine Blütezeit. Die facettenreiche geschichtliche Basis führte zu einer lebendigen Mischung ukrainischer, polnischer, russischer und jüdischer Elemente, die ein reiches kulturelles Profil ergaben.
Die Ausstellung „Hier und Jetzt im Museum Ludwig. Ukrainische Moderne 1900-1930 & Daria Koltsova“ läuft bis zum 24. September. Das Museum Ludwig hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro und ermäßigt 8 Euro. Geflüchtete haben freien Eintritt.
Museum Ludwig
Heinrich Böll Platz
D-50667 Köln
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