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Zum 450. Geburtstag von Elias Holl ehrt das Maximilianmuseum den Renaissance-Architekten, der das Gesicht Augsburgs maßgeblich geprägt hat. Seine Bauten sind noch immer die Wahrzeichen seiner Heimatstadt

Der Prinzipal des Rathauses



Elias Holl hat um 1600 das Stadtbild von Augsburg bereichert: Der Perlachturm und das Rathaus

Elias Holl hat um 1600 das Stadtbild von Augsburg bereichert: Der Perlachturm und das Rathaus

Wer Augsburg besucht, begegnet mit Sicherheit Elias Holl. Unübersehbar beherrscht das von ihm entworfene Rathaus das Zentrum der ehrwürdigen Reichsstadt. Der gewaltige Spätrenaissancebau gilt als sein Hauptwerk. Heute ermöglicht die unhistorische freie Sicht vom ehemals eng bebauten Vorplatz den Blick auf den über sechs Geschosse hohen Mittelgiebelbau. Zum Zeitpunkt der Vollendung galt er als weltweit einziger mit über sechs Etagen. Aus der Würfelform entwickelte Holl einen kompakten Block mit überhöhtem Mittelrisalit. Zurückversetzte Seitentürme mit markanten Zwiebelhauben über den geraden, zweiläufigen Stiegenhäusern flankieren ihn. Das Äußere verweist auf das Innere, speziell auf drei mittig übereinander gelagerte Säle. Über drei Geschosse erstreckt sich der allein vierzehn Meter hohe Prunksaal im zweiten Obergeschoss. Der Goldene Saal ist bis heute die Herzkammer der Stadt. Hier stellt sich der Baumeister persönlich vor. Im Zentrum der prachtvollen, aus Nussbaum geschnitzten und vergoldeten Kassettendecke ordnete der für die Innenausstattung zuständige Stadtmaler und Innenarchitekt Johann Mathias Kager ein ovales Hauptgemälde mit dem Sujet der Weisheit an. Auf dem westlich zur Seite gestellten Rundbild tritt Elias Holl mit einem Zirkel, dem Grundriss des Rathauses und der Göttin der Baukunst auf.


Holl war einst der richtige Mann zur richtigen Zeit. Um 1600 rang sich die Handelsmetropole zu einer grundlegenden Erneuerung des mittelalterlichen Stadtbildes durch. Elias Holl besaß als „Stadtwerkmeister“ daran den entscheidenden Anteil. In den davorliegenden 100 Jahren hatte sich die Einwohnerzahl auf 45.000 verdoppelt. Prachtvoll und selbstbewusst wollte sich die Stadt nun zur Schau stellen und ein angemessenes Quartier für die Abhaltung von Reichstagen bieten. Neu erschlossene Briefwechsel belegen, dass der Goldene Rathaussaal und die vier angrenzenden Fürstenzimmer als Tagungsort angedacht waren. Abgesehen von einer Ausnahme sollte es jedoch dazu nie kommen.

Vor 450 Jahren, am 28. Februar 1573, wurde Elias Holl in Augsburg geboren. Dies nahm die Stadt nach 1946, 1973 und 1985 nun zum vierten Mal zum Anlass, ein aktuelles wie universales Bild des Baumeisters und seiner Zeit in einer umfassenden Werkschau zu vermitteln. Stolze 334 Exponate verteilen sich über die gesamte Ausstellungsfläche des Maximilianmuseums. Architekturmodelle, Pläne, kunstgewerbliche Objekte, Gemälde oder Archivalien strukturierte der Kurator Christoph Emmendörffer griffig in 26 Kapitel. Es galt dabei, Holls zahlreichen Professionen Tribut zu zollen. Er war Maurermeister, Ingenieur, Wasserbauer, Gutachter, bei der Stadt angestellter Stadtwerkmeister und – nicht zu vergessen – auch ein protestantischer Märtyrer.

Einleitend werfen Objekte Schlaglichter auf sein Leben und die Umstände der Zeit. Der Spross einer Bau- und Maurermeisterfamilie begab sich in familiäre Fußstapfen und beendete die Ausbildung zum Mauer 1596 mit der im zweiten Anlauf bestandenen Meisterprüfung. Schon zuvor nahm er Aufträge außerhalb Augsburgs an und schuf im Anschluss durch Klarheit und Symmetrie auffallende sakrale und profane Bauten für wohlhabende Kaufleute, Handwerker oder berühmte Patrizierfamilien wie die Fugger, Welser oder Taxis. Nach einer Bildungsreise um 1600/01 nach Italien ereilte ihn der erste städtische Auftrag. Er sollte ein neues Gießhaus planen. Mit dem zweischiffigen Hallenbau für die Schmelzöfen zur Geschützproduktion empfahl er sich für höhere Aufgaben. Im Anschluss besorgte er Aufrisse für den Neubau des Zunfthauses der Bäcker. Dessen offene Loggien resultieren aus kurz zuvor in Venedig gewonnenen Eindrücken.

Am 8. Juli 1602 wurde der erst 29jähige Holl in das Amt des Stadtwerkmeisters berufen. Der plausiblere Titel des Stadtbaumeisters war ein Patriziern vorbehaltenes Ehrenamt. Holl stand seitdem einer Behörde vor, die für die gesamte Infrastruktur des städtischen Hoch- und Tiefbaus zuständig war. Als Kopf eines Teams entsprach seine Funktion wohl der eines Generalplaners von heute. Folglich bleiben Holls präzise Anteile an der Autorenschaft einzelner Werke im Dunkeln, was zuweilen kontroverse Diskussionen in der Wissenschaft auslöst. Trotz aller Bemühungen kommt die Ausstellung hier nur teilweise zu gesicherten Erkenntnissen und konzentriert sich im Parterre auf persönliche Gegenstände wie Bücher aus seiner Bibliothek, Arbeitsgeräte und religiöse Aspekte. Nach fast 29 Jahren wurde Holl am 14. Januar 1631 entlassen. Denn als standhafter Protestant verweigerte sich der städtische Bedienstete, im Zuge der Rekatholisierung zu konvertieren. Während der schwedischen Besatzung wurde er 1632 wieder in alter Funktion eingesetzt, verlor aber mit dem Ende der Besatzung 1635 sein Amt endgültig. Rund 100 Bauten sind von ihm nachweisbar, von denen er bei 76 in seiner Funktion als Stadtwerkmeister gestalterisch entscheidend mitwirkte.

Zu den ersten Leistungen in städtischen Diensten zählte die Vollendung des bereits unter seinem Vorgänger begonnen Zeughauses. Ein Aufriss der imposanten Ostseite des Waffendepots zeigt die Gliederung der Schaufront mit kräftig geschichteten Wandvorlagen, Gesimsen und Umrahmungen, gesprengten Dreiecksgiebeln und Voluten im Giebel. Mehrere künstlerische und handwerkliche Arbeiter wirkten hier mit. Im Erdgeschoss besticht eine elegante Halle, deren Kreuzgradgewölbe auf schlanken toskanischen Säulen ruhen. Auch beim anschließend errichteten Weinsiegelhaus steigern markante Fenster- und Portalrahmungen die Plastizität der Schaufront. Zeichnungen und ein Modell offenbaren neben frühen barocken Anklängen erneut Anregungen aus Italien sowie aus architekturtheoretischen Traktaten. Immer überzeugen Holls Bauten durch gleichmäßige Proportionen, Betonung der Mittelachse und rationalistischen Grundhaltungen trotz aller Floskel.

Unter diesen Prämissen erfolgte zwischen 1606 bis 1609 auch die Ausführung des Zunfthauses der Metzger, die Stadtmetzg, wobei hier noch die von Holl mit Bravour bewältigte technische Herausforderung zu lösen war, das Gebäude über dem fließenden Lechkanal zwecks Kühlung der Fleischkeller und Entsorgung von Abfällen zu platzieren. Rinderschädel zieren als Erkennungsmerkmal die Portale zur Verkaufshalle. Das anschließend zwischen 1613 und 1615 errichtete Gymnasium bei St. Anna zählt zu den bedeutendsten Leistungen Holls. Der klare symmetrische Bau mit Uhrengiebel, Schulglocke und zwei Klassen je Stockwerk gilt als Prototyp des deutschen Schulhauses.

Fast die gesamte Amtszeit war Elias Holl mit Festungsbauten betraut, die eher repräsentative und ästhetische Ansprüche befriedeten als Erfordernisse an die damalige Sicherheit. Architekturmodelle zeigen den erhaltenen achteckigen Turm des Wertachbrucker Tors oder das gleichfalls auf einem gotischen Unterbau errichtete Rote Tor, das mit seinen abgerundeten Ecken, streifigen, klammernden Bändern und kräftig rotem Kolorit bis heute stadtbildprägend wirkt. Aber auch Vorhaben auf dem Gebiet des Wasser- oder Brückenbaus musste Holl meistern.

Am Ende konzentriert sich die Schau auf den Rathausneubau und sein Umfeld als Wahrzeichen und Krönung der Stadterneuerung. Die „Kramläden“ des Rathauses wurden in den von Elias Holl ab 1613 errichteten „Neuen Bau“ gegenüber dem Rathaus einquartiert. Es ist ein Riegel mit kräftig rustizierten Rundbogenarkaden und ionischer Pilastergliederung im Obergeschoss. Für die Umsetzung der Stadtglocke des alten Rathauses erhöhte Holl den benachbarten Perlachturm um eine Glockenstube und musste dazu ein technisch aufwendiges Baugestell samt Aufzugsgerüst konstruieren. Modelle zeugen noch heute von der enormen technischen Meisterleistung. Der Weg vom alten gotischen Rathaus über verschiedene Um- und Neubauten wird durch weitere Modellbauten veranschaulicht. Sie reichen vom römischen Palast über eine venezianische Dreiflügelanlage bis hin zur realisierten Fassung. Die großen Holzmodelle gehören kunsthistorisch zu den schönsten und beeindruckendsten ihrer Zeit. Sie verkörpern den in Italien entwickelten Typus von Erinnerungs- und Schaustücken mit bleibendem Wert.

Am 15. August 1615 fand die erste von zwei Grundsteinlegungen statt. Der Rohbau des Rathauses war bis 1620, der Innenausbau bis 1624 weitgehend abgeschlossen. Bis in das Jahr 1643 verzögerte sich noch die Vollendung des Goldenen Saales. Entwürfe vermitteln Details der von mehreren Künstlern geschaffenen, überaus kostbaren Innenausstattung. Sie sollte den Stolz und das Selbstbewusstsein der nur dem Kaiser unterstellten Reichsstadt Augsburg verkörpern. Aber auch andere Bauten, die Elias Holl in der Stadt gestaltete, sollten der Reichspolitik und damit verbundenen Großereignissen einen adäquaten Rahmen geben. Doch als sich nach dem Dreißigjährigen Krieg der „Immerwährende Reichstag“ in Regensburg etablierte, war Augsburg abgesehen von der einmaligen pestbedingten Verlagerung dieser dauerhaften Versammlung der Reichsstände 1713/14 kein Tagungsort mehr. Bei alliierten Luftangriffen auf Augsburg wurde auch das Rathaus getroffen und brannte aus. Nach dem vorläufigen Innenausbau wurde bis 1996 der Goldene Saal in seiner historischen Fassung rekonstruiert. Von den vier angrenzenden Fürstenzimmern sind zwei in historischer Fassung neu entstanden, an der Rekonstruktion eines weiteren wird derzeit gearbeitet.

Es gibt wohl nur wenige Städte, in denen ein einziger Architekt eine vergleichbare Fülle an repräsentativen Bauten schuf. Holls Wirkungsbereich war auf Augsburgs Stadtgebiet beschränkt, das er im Rahmen eines ambitionierten Bauprogramms grandios wie repräsentativ von kleinteiligen Strukturen der Gotik in ein großzügiges System der späten Renaissance überführte. Die meisten seiner Gebäude sind erhalten und prägen bis heute das Gesicht der Stadt. Doch Augsburg hat es ihm nicht gedankt. Nach seiner Entlassung musste Holl auf Auszahlung der bei der Stadtkasse angelegten Ersparnisse drängen. Mit fadenscheinigen Begründungen wurde ihm aber nur ein Viertel des angelegten Geldes bewilligt. Elias Holl starb am 6. Januar 1646 und wurde auf dem protestantischen Friedhof bestattet.

Die Ausstellung „Elias Holl (1573-1646). Meister – Werk – Stadt“ ist noch bis zum 17. September zu sehen. Das Maximilianmuseum hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, für Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren 6 Euro. Zur Ausstellung ist ein umfassender und sorgfältig editierter Katalog im Michael Imhof Verlag mit 672 Seiten zum Museumspreis für 49,90 Euro erschienen. Empfehlenswert ist ein im Context Verlag erschienener Kunstreiseführer zu Holls Bauten. Das 168seitige Taschenbuch kostet 14,90 Euro.

Kontakt:

Maximilianmuseum Augsburg

Philippine-Welser-Straße 24

DE-86150 Augsburg

Telefon:+49 (0821) 324 41 62

Telefax:+49 (0821) 324 41 05

E-Mail: kunstsammlungen.stadt@augsburg.de

Startseite: www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de



04.08.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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17.06.2023, Elias Holl (1573–1646). Meister – Werk – Stadt

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Elias Holl, Um- und Neubau des städtischen Zeughauses, 1602-1607

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Elias Holl, Neubau der Stadtmetzg, 1606-1609

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Elias Holl, Neubau des Gymnasiums bei St. Anna, 1613-1615

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Elias Holl, Rotes Tor, 1622

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Elias Holl, Der Neue Bau gegenüber dem Augsburger Rathaus aus dem Jahr 1614

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Deckenbild im Goldenen Saal mit der Darstellung Elias Holls

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Der Goldene Saal im Augsburger Rathaus

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Elias Holl, Zweites Mittelgiebelmodell zum neuen Rathaus in Augsburg, 1614

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Hubert Gerhard, Fliegender Merkur, um 1590

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Georg Zorn, Proportionszirkel des Elias Holl, Augsburg 1614

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Lucas Kilian, Elias Holl, 1619

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