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Marktberichte |
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Ausverkauf in Ahrenshoop: Die 49. Ahrenshooper Kunstauktion lief wie am Schnürchen – nichts blieb liegen, die Preise stiegen und es gab mehrere Künstlerrekorde  Steife Brisen an der Ostsee

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 |  | Walter Leistikow, Krabbenfischer, 1884 | |
Mit seiner 49. Ahrenshooper Kunstauktion setzte Robert Dämmig wieder ein Zeichen und ließ so manchen Konkurrenten vor Neid erblassen: Bis auf ein Künstlerplakat Michael Morgners fanden alle 177 Positionen seiner heiteren Sommerversteigerung im Urlaubsort an der Ostsee reibungslos einen Abnehmer, und nicht selten kletterten die Zuschlagswerte deutlich über die Erwartungen hinaus. Einer der Überflieger war Walter Leistikow, der diesmal nicht mit seinen bekannten und geschätzten Motiven aus dem Grunewald an den Start ging, sondern ein Frühwerk zur Verfügung stellte. Seine auf das Jahr 1884 datierten „Krabbenfischer“ waren auf 3.600 bis 4.600 Euro geschätzt. Doch dabei blieb es nicht. Die Interessenten kämpften ausdauernd um das ruhige Seestück mit niedrigem Horizont und weitem Blick über das Meer, bis erst bei 28.000 Euro der Hammer fiel.
Übertroffen wurde Leistikow am 5. August nur von Elisabeth von Eicken und ihrer Kate „Das Dornenhaus im winterlichen Tauschnee“ mit zerzausten Bäumen aus dem Jahr 1893, die sich bei 36.000 Euro ebenfalls gewinnbringend behauptete. Damit hat sich der Wert des Gemäldes gegenüber seinem letzten Auktionsauftritt 2009 in Ahrenshoop mehr als verdoppelt und ist nun Rekordhalter im Ranking der Malerin (Taxe 24.000 bis 28.000 EUR). Auch das zweite Werk Eickens, ein um 1905 mit Tempera und Öl auf Papier gemalter „Sonniger Herbsttag“, ließ sich mit 13.000 Euro gut an (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Dass in Ahrenshoop Vertreter der dortigen Künstlerkolonie und Kunstschaffende mit Bezug zur Ostsee zu den festen und sichern Größen gehören, bewiesen etwa auch Carl Malchin mit seinem Querformat „Sommerweg zur Mühle mit Blick auf Schwerin“ unter hohen Wolkenbergen von 1902 bei taxgerechten 24.000 Euro und seinem nur wenig älteren „Teich im Parkgelände Paulshöhe bei Schwerin“ bei 10.000 Euro (Taxe 6.500 bis 8.500 EUR) sowie der Barther Maler Louis Douzette mit seinem stimmungsvollen Großformat „Mondnacht über Venedig“ von 1917 bei 16.000 Euro (Taxe 9.500 bis 12.000 EUR).
Paul Müller-Kaempff, der Gründungsvater der Künstlerkolonie, war mit insgesamt neun Werken vertreten. Während seine Motive aus der warmen Jahreszeit, wie die vom starken Küstenwind geprägte Landschaft „Am Hohen Ufer“ für 8.500 Euro (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR) und der milde „Frühling in Ahrenshoop“ für 11.000 Euro (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR), schon einträgliche Preise erzielten, war es gerade das tief verschneite „Ahrenshooper Gehöft im Winter“ in gold-rotem Abendlicht, das mit einem Zuschlag bei 15.000 Euro seine Kollegen ausstach (Taxe 2.600 bis 3.600 EUR). Aber auch Müller-Kaempffs Bleistiftstudie mit einer Kate hinter zerzausten Bäumen kam für 3.800 Euro beim Publikum gut an (Taxe 1.400 bis 1.800 EUR). Die Penzliner Malerin Marie Hager reüssierte ebenfalls mit einer Winterlandschaft bei 7.000 Euro, auf der in einem kraftvollen impressionistischen Stil ein sonnenbeschienener Weg auf ein Fachwerkhaus zuläuft (Taxe 1.800 bis 2.600 EUR). Eine überraschende Position nimmt Anna Gerresheim ein. Die 1852 in Ribnitz geborene Künstlerin schuf zu Beginn der 1880er Jahre ein expressive „Grablegung“, die ihrer Zeit weit voraus war und nun 5.500 Euro einbrachte (Taxe 3.400 bis 4.800 EUR).
Elisabeth Büchsel, die zum Hiddensoer Künstlerinnenbund gehörte, konnte sich ebenfalls über 5.500 Euro für ihre von der Sonne beschienene „Düne im Morgenlicht“ um 1915 (Taxe 3.600 bis 4.800 EUR) und vor allem über 11.000 Euro für ihren pastellartigen „Nächtlichen Hafen in Stralsund“ von 1946 freuen (Taxe 3.200 bis 4.600 EUR). Katharina Bamberg folgte ihr mit dem Aquarell „Inselblick Hiddensee“ um 1915 bei 1.800 Euro (Taxe 1.600 bis 2.400 EUR), ebenfalls Edmund Kesting mit seinem weit in der Form aufgelösten „Schäfer auf Hiddensee“ von 1947 in bunter abstrakter Natur bei 5.500 Euro (Taxe 4.400 bis 5.500 EUR). Das Maritime nahmen zudem Karl Eulenstein mit seinem kraftvoll expressiven „Kurenkähnen“ von 1950 für 5.500 Euro (Taxe 3.400 bis 4.200 EUR) und Ulrich Knispel mit seinem gleichaltrigen „Strand bei Ahrenshoop“ für 8.500 Euro in den Blick (Taxe 6.500 bis 8.500 EUR), während Rudolf Bartels sich 1923 der Gattung Stillleben zuwandte und sein farbintensives Arrangement aus Obstschale, Ananas, Orange, Nüssen und Weinglas von 1923 nun für 12.000 Euro abgab (Taxe 5.500 bis 7.500 EUR).
An die Ostsee zog es immer wieder auch Lyonel Feininger; dafür stand in der Auktion seine realistische Bleistiftzeichnung „Bockwindmühle auf Rügen“ aus dem Jahr 1901, die mit hohen 20.000 Euro umworben wurde (Taxe 12.000 bis 14.000 EUR). Aber auch Feiningers Holzschnitt mit der Kirche in „Gelmeroda“ bei Weimar von 1920 gab mit 13.000 Euro nicht klein bei (Taxe 6.500 bis 8.500 EUR), ebenso seine fantastische Kaltnadelradierung „Das Tor“ von 1912 bei 18.000 Euro (Taxe 6.000 bis 9.000 EUR) oder die 1901 gezeichnete „Landschaft mit Wolke“ bei 12.000 Euro (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Die grafischen Künste der Moderne hatten noch Ernst Wilhelm Nays 1936 flott angelegte Tuschezeichnung „Fischer am Strand“ für 12.000 Euro (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR) oder Karl Peter Röhls aus geometrischen Formen beinahe verwirrend aufgebaute „Zwei weibliche Akte“ von 1920 für 6.000 Euro zu bieten (Taxe 2.000 bis 3.000 EUR).
Gerhard Marcks, der 1930 in Niehagen bei Ahrenshoop die sogenannte „Büdnerei“ kaufte und sie zu seinem Feriendomizil samt Atelier ausbaute, überzeugte die Sammler mit seiner kleinen „Haarkämmenden“; der maßvoll mit 8.000 bis 11.000 Euro bewertete poetische Bronzeakt von 1944 verbesserte sich auf 19.000 Euro. Die Erfolgsserie schrieb auch die jüngere Künstlergeneration fort, etwa Peter Keler mit seiner stark schematisierten Kopfform von 1970 bei 5.000 Euro (Taxe 3.800 bis 4.200 EUR), Manfred Kastner mit seiner surrealistischen „Nature morte“ samt Frühstückstisch vor einer Wüstenszenerie von 1974/75 bei 12.000 Euro (Taxe 6.500 bis 7.500 EUR), Hans Kinder mit seiner abstrakt zerlegten „Figuration“ von 1979/80 à la Picasso bei 6.000 Euro (Taxe 2.200 bis 2.600 EUR) oder Ansgar Skiba mit seinem dunkelblau gesättigten Mondaufgang über der Kreideküste von 2020/22 bei 4.800 Euro (Taxe 1.600 bis 2.600 EUR). Der Zeichner Hanns Schimansky verschob dann die Messlatte für seine Kunst ein wenig nach oben. Sie liegt nun bei 8.500 Euro, die sein notationsartiger horizontaler Linien-, Punkte und Geflechtsverlauf von 1995 erwirtschaftete (Taxe 4.800 bis 6.500 EUR).
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Ahrenshooper Kunstauktionen GmbH Dorfstraße 16 DE-18347 Ahrenshoop |
 | Telefon:+49 (038220) 66 330 | Telefax:+49 (038220) 660 321 |  |
23.08.2023 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching |  |
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 Hanns Schimansky, o.
T., 1995 |  | Taxe: 4.800 - 6.500 EURO Zuschlag: 8.500,- EURO Losnummer: 89 |  |  |  |  |  | 
 Karl Eulenstein,
Kurenkähne, 1950er
Jahre |  | Taxe: 3.400 - 4.200 EURO Zuschlag: 5.500,- EURO Losnummer: 25 |  |  |  |  |  | 
 Lyonel Feininger,
Bockwindmühle auf
Rügen (Windmill),
1901 |  | Taxe: 12.000 - 14.000 EURO Zuschlag: 20.000,- EURO Losnummer: 26 |  |  |  |  |  | 
 Lyonel Feininger,
Gelmeroda, 1920 |  | Taxe: 6.500 - 8.500 EURO Zuschlag: 13.000,- EURO Losnummer: 27 |  |  |  |  |  | 
 Ulrich Knispel,
Strand bei
Ahrenshoop, 1950 |  | Taxe: 6.500 - 8.000 EURO Zuschlag: 8.500,- EURO Losnummer: 54 |  |  |  |  |  | 
 Edmund Kesting,
Schäfer auf
Hiddensee, 1947 |  | Taxe: 4.400 - 5.500 EURO Zuschlag: 5.500,- EURO Losnummer: 50 |  |  |  |  |  | 
 Carl Malchin,
Sommerweg zur Mühle
mit Blick auf
Schwerin, 1902 |  | Taxe: 22.000 - 26.000 EURO Zuschlag: 24.000,- EURO Losnummer: 62 |  |  |  |  |  | 
 Peter Keler,
Abstrakte
Komposition (nach
Carlo Carrà), 1970 |  | Taxe: 3.800 - 4.200 EURO Zuschlag: 5.000,- EURO Losnummer: 48 |  |  |  |  |  | 
 Elisabeth von
Eicken, Das
Dornenhaus im
winterlichen
Tauschnee, um
1893/94 |  | Taxe: 24.000 - 28.000 EURO Zuschlag: 36.000,- EURO Losnummer: 22 |  |  |  |  |  | 
 Ernst Wilhelm Nay,
Fischer am Strand,
1936 |  | Taxe: 8.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 77 |  |  |  |  |  | 
 Louis Douzette,
Mondnacht über
Venedig, 1917 |  | Taxe: 9.500 - 12.000 EURO Zuschlag: 16.000,- EURO Losnummer: 17 |  |  |  |  |  | 
 Rudolf Bartels,
Stillleben, 1923 |  | Taxe: 5.500 - 7.500 EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 6 |  |  |  |  |  | 
 Gerhard Marcks,
Haarkämmende, 1944 |  | Taxe: 8.000 - 11.000 EURO Zuschlag: 19.000,- EURO Losnummer: 65 |  |  |
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