Schiele-Grafiken beschlagnahmt  |  | Soll Nazi-Raubkunst sein: Egon Schieles „Russischer Kriegsgefangener“ von 1916 | |
Die US-Justiz hat drei Werke des österreichischen Expressionisten Egon Schiele beschlagnahmt. Bei den Stücken handelt es sich mutmaßlich um geraubte Kunstwerke, die einst dem jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum gehörten. Die Bilder seien zur Zeit des NS-Regimes unrechtmäßig entwendet und von den Erben Grünbaums bereits seit mehreren Jahre gesucht worden, wie die Behörden erklärten. Die New Yorker Ermittler stellten die Blätter im Art Institute of Chicago, in den Carnegie Museums of Pittsburgh und im Allen Memorial Art Museum am Oberlin College in Ohio sicher. Bei den Werken handelt es sich um die Aquarelle „Mädchen mit schwarzem Haar“ von 1911 und „Russischer Kriegsgefangener“ von 1916 sowie um das Bleistiftporträt eines unbekannten Mannes von 1917. Insgesamt sollen sie einem Gesamtwert von knapp vier Millionen US-Dollar entsprechen.
Neben Museen in den USA streben die Nachkommen Grünbaums wohl auch Restitutionen in Europa an. So läuft nach Medienberichten gerade eine Klage der Erben gegen die Republik Österreich. Gefordert wird die Rückgabe von zwölf Schiele-Werken, zwei aus der Albertina und zehn aus dem Leopold Museum. Die zuständige österreichische Rückgabekommission hatte bereits 2010 beziehungsweise 2015 Restitutionsforderungen dazu abgelehnt. Die Schwierigkeit in dem Fall ist, dass nicht die gesamte Sammlung Grünbaums vor 1945 enteignet wurde, sondern Teile bei Holocaustüberlebenden der Familie verblieben und zwischen 1952 und 1959 legal verkauft wurden. Direkte Auswirkungen auf die gegen Österreich, die Albertina und das Leopold Museum geführten Klagen hat die aktuelle Beschlagnahmung in den USA nicht. Es bleibt abzuwarten, wie im Fall der zwei Klagen entschieden wird.
Der 1880 in Brünn geborene Fritz Grünbaum war einer der bekanntesten österreichischen Kabarettisten und Schauspieler des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Kunstsammlung umfasste mehr als 400 Werke. Nach dem Einmarsch der Deutschen 1938 in Österreich versuchte er, das Land zu verlassen. An der Grenze abgewiesen, wurde er schließlich wenige Monate später in Wien denunziert und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo er im Januar 1941 starb. Grünbaums Erben haben bereits 2018 erfolgreich zwei Schiele-Aquarelle aus dem Besitz des Londoner Kunsthändlers Richard Nagy zurückerhalten. Der Restitution war ein jahrelanger Rechtsstreit vorausgegangen. 2022 lieferten die Erben die Arbeiten bei Christie’s ein, wo sie inklusive Aufgeld mehr als 3 Millionen US-Dollar erzielten. |